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(d. h. einen gröbern, der das Mehl ausschüttelt), für sie führen. Die Markung enthält 7733/8 Morgen Baufeld, steht also der Bevölkerung unter dem Durchschnitt des Bezirkes. (1792 waren es 336 Einwohner.).

An der Straße nach Neckarrems ist ein Kalksteinbruch, der zur Erhaltung der Vicinalstraßen das Material liefert.

Die meisten Einwohner sind für den Fortschritt in der Landwirthschaft empfänglich; die alten Pflüge weichen immer mehr den neueren, und es wirkt das Beispiel des rationellen Landwirths Kayser sehr ermunternd ein. Der Dinkel – nebst Haber die Hauptfrucht und namhafter Ausfuhrgegenstand – hat einen guten Ruf und wird namentlich von den Stuttgarter Bäckern gesucht. Hanf wird viel gebaut und im Orte versponnen. Der Morgen Acker wird zu 700–900 fl. verkauft, indeß der Morgen geringster Art um 10 fl. zu haben ist. Die Wiesen sind ergiebig, können aber nicht gewässert werden. Seitdem die ebener gelegenen Weinberge mit Luzerne angebaut werden, sind die Wiesenpreise auf 520 bis 580 fl. gesunken. Kayser besitzt hier einen 6 Morgen großen Hopfengarten. Der Weinbau ist fast auf die absoluten Weinbaulagen zurückgedrängt. Die Weinberge liegen an einem Bergabhange gegen die Rems und geben einen Wein von mittlerer Güte. Der höchste Ertrag ist 4 Eimer vom Morgen. Die Obstzucht wird sehr eifrig und fleißig betrieben. Da es hier sehr gerne „obstet,“ selbst wenn es anderwärts weniger der Fall ist, so kann jährlich immerhin für 6000 fl. aus Obst erlöst werden. Es finden sich alle Arten von Früh- und Spät-Obst; einzelne Bäume sind wegen ihres üppigen Wuchses bewundernswerth. Kayser hat eine Baumschule von 11/2 Morgen. Er gibt sich viele Mühe um Anpflanzung der canadischen Pappel längs der Remsufer. Die etwa 50 Morgen betragenden Privatwaldungen liefern, weil sie zu schnell abgeholzt werden, einen geringen Ertrag. Die Weide gehört den hiesigen Schäfereibesitzern, welche sie um 200–400 fl. verpachten. Der Viehstand zeichnet sich nicht aus. Doch sind gute Farren da, welche von den reicheren Bauern abwechselnd gegen den Genuß von Wiesen gehalten werden. Auch sind Viehhändler im Orte. Ebenso ist ein Schneckengarten vorhanden. Die Veredlung der Schafzucht macht Fortschritte. Außer einer Brauerei im kleineren Maßstabe, einem Schreiner, 7 Webern, 2 Zimmerleuten und 5 Maurern sind die Gewerbe auf den Ort beschränkt.

Die Pfarrei wurde im Jahr 1501, bis wohin der Ort nach Waiblingen eingepfarrt war, errichtet. Sie hat keine Filialien und das Patronat steht seit ihrer Errichtung dem Landesherrn zu. Vor der Reformation war Hegnach Filial von Hohenacker und

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)