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dritter Classe und dem Forstamt Reichenberg zugetheilt. Die Höhe der Kirche über dem Meere beträgt 673,8 par. Fuße. Der Ort ist vom Zipfelbache bewässert, der 3/4 Stunden von hier in den Neckar fällt, nachdem er einen von Siegelhausen herkommenden und einen auf der Markung entspringenden, kleinen, namenlosen Bach aufgenommen. Der Zipfelbach verursacht im Frühling und Herbst Überschwemmungen. Die Luft ist rein; Abende, Nächte und Morgen sind aber häufig kühl, und Frühlingsfröste und Gewitter nicht selten, Hagelschlag jedoch nicht häufig. Das Klima steht in der Milde gegen das Neckar- und Rems-Thal etwas zurück, und da auch der Boden mager und kalt ist, so gedeihen manche Früchte der milderen Gegenden theils gar nicht, theils nur spärlich.

Die Lage des Ortes ist freundlich, in Bezug auf Reinlichkeit ist er aber nicht zu loben. Er ist an den Hügel angebaut, in welchem sich die Winnender Hochebene in westlicher Richtung gegen den Zipfelbach abdacht, und liegt an der über Hohenacker führenden Vicinalstraße nach Marbach. Die übrigen Nachbarschaftswege sind schlecht. An Quellwasser ist kein Mangel; nur dürfte es besser gefaßt seyn.

Die Zehent- und übrigen Grund-Gefälle bezieht der Staat. Das Cameralamt Waiblingen erhebt statt des großen Zehentens 124 Sch. Frucht nach Rauhem, 300 fl. für den kleinen und 5 fl. 10 kr. für den Noval-Zehenten, 93 fl. Surrogatgelder, 3 fl. 45 kr. und 8 Sch. Frucht an Lehengefällen, 5 Sch. Landacht und 44 fl. 42 kr. für Bodenwein.

Hochdorf hat 51 Haupt- und 28 Neben-Gebäude. Die Kirche ist gut erhalten, bietet aber nichts Merkwürdiges dar. Im Innern sind einige ältere Grabmäler, deren Inschriften aber nicht mehr lesbar sind. Da sie Eigenthum der Gemeinde ist, liegt die Baulast auf der Stiftungspflege. Unmittelbar neben derselben liegt frei, hoch und angenehm das Pfarrhaus, welches von der Kloster Lorch’schen Pflege Münster her der Staat zu erhalten hat. Nicht weit davon steht das vormalige Schloß, nun Rathhaus und zumal Schulhaus. Es wurde vor etwa 60 Jahren vom Staat um 2000 fl. an einige Bürger verkauft. Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her. Die Markung umfaßt 7744/8 Morgen, ohne die Waldung, wovon dem Staat 3837/8 Morgen gehören, so daß auf 1 Familie etwa 4 Morgen treffen. Von den Gütern des Staats sind 139 Morgen in Theilen von 2 bis 4 Vierteln an die Einwohner in derselben Weise, wie jene in Hochberg verpachtet, 229 Morgen aber bilden eine, übrigens nicht geschlossene, Meierei, welche der Staat mit Gebäuden und der Schäferei auf 18 Jahre gegen 1600 fl. 150 Sch.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)