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Zunehmen, beschränkt sich aber auf Mostobst, doch wird auch viel gedörrt. Privaten besitzen 93 Morgen Laubwald. Die gesunde Schafwaide ist an den Ortsschäfer verpachtet. Die Rindviehzucht zeichnet sich nicht aus; doch ist die Farrenhaltung gut. Die Schafe sind seit 20 Jahren meist Bastarde. Die Fischerei im Neckar und in der Rems wird als Nebengeschäft betrieben. An Gewerben ist zunächst eine Kundenmühle mit 6 Mahl- und 1 Gerb-Gang hervorzuheben, welche mit Turbine durch rheinbayerische Maschinisten eingerichtet wurde, und womit eine Säg- und Reib-Mühle verbunden ist. Außerdem ist eine Ziegelhütte, deren Waare nach Stuttgart und nächste Umgebung geht, und eine mit Pferden getriebene Ölmühle vorhanden. Die Gewerbeliste führt außerdem 3 Schiffer, 2 Fischer, 3 Schreiner, 7 Weber, 1 Rothgerber etc. auf. Schmied Johann Danenhauer schweißt englischen Hutmanstahl auf Eisen auf und wurde deßwegen öffentlich belobt (Corresp. Bl. des landwirthschaftl. Vereins 1828, 211). Bemerkenswerth ist der Zwischenhandel, welchen einige Einwohner mit Hasen, Rehen, wälschen Hühnern und anderem Geflügel treiben, in dem sie dieselbe theilweise in Bayern aufkaufen und sowohl im Inlande als nach Baden und Frankreich absetzen. Er hat in neuerer Zeit abgenommen.

Die Pfarrei hat kein Filial. Das Patronat ist königlich. Die Katholiken sind nach Öffingen eingepfarrt. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule. Die Einkünfte der Gemeindepflege, darunter 130–150 fl. von dem oben gedachten Brückengeld, sind bedeutend, da Neckarrems das größte Capitalvermögen (33.248 fl.) besitzt, daher keine Gemeindeumlage nöthig ist.

Neckarrems, seit seiner Nennung unter württembergischer Oberherrlichkeit stehend, erscheint am Frühesten[1] im Jahr 1264; Wolframus advocatus de Reemse ist damals Zeuge. Dieser Vogt Wolfram war ein Ministerial Graf Ulrichs II. von Württemberg, welcher in den Jahren 1268, 1277 und 1279 und wohl auch sonst, allein oder mit seinem Bruder Graf Eberhard dem Erlauchten, hier zeitweise Hoflager hielt. Genannter Wolfram war nicht lange vorher gestorben, als im Jahr 1269, Mai 25., Graf Ulrich von Württemberg seiner Wittwe Judenta ein Gut in Uhlbach eignete. Er hatte einen gleichnamigen Sohn, welcher am 18. Januar 1270 als Zeuge vorkommt (Sattler Grafen 1, Beil. 3). – In späterer


  1. Eine ins Jahr 1204 gesetzte Zerstörung von Neckarrems, welches damals ein Raubhaus gewesen seyn soll, durch König Philipp, ist nicht documentirt.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)