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Remsufer liegend. Es führt ein Fußsteg dahin. Die Einwohnerzahl (1846 72) ist gleichfalls unter Neustadt begriffen. Als Lehen von Württemberg besaßen die von Stammheim allhier einen Hof seit 1344; solcher gelangte später an die von Schertel, welche 1608 damit belehnt wurden. Zum Verkauf eines hiesigen Schlosses gab Herzog Eberhard Ludwig im Jahr 1694 denen von Gaisberg die Erlaubniß. Einen Hof besaß die Pfarrei Hegnach. 1

Die Einwohner nähren sich von Ackerbau, Weinbau und Viehzucht. Sie sind fleißig und betriebsam und der Vermögensstand ist in Vergleichung mit andern Orten ein gut mittlerer. Die Markung umfaßt 503/8 Morgen Gärten, 10203/8 Morgen Äcker, 1622/8 Morgen Wiesen und 2221/8 Morgen Weinberge, wovon 95/8 Morgen der Hofdomainenkammer gehören. Durchschnittlich kommen etwa 7 Morgen auf eine Familie. 83 Familien haben einen Besitzstand von mehr als 5 Morgen. Ausschließlich vom Taglohn leben 22 Familien. Im Jahr 1792 zählte die Gemeinde 663 Einwohner. Der landwirthschaftliche Betrieb steht keinem der Nachbarorte nach. In der Ernte- und Herbst-Zeit kommen fremde Taglöhner. Die Aussaat ist beim Dinkel 7–8 Simri, der Ertrag 7–9 Scheffel, bei der Gerste 4 Simri und 4–5 Scheffel, beim Haber 4 Simri und 4–6 Scheffel, bei den Kartoffeln 2 Scheffel 4 Simri und 250–280 Simri. Der Pflug wird in der Regel mit 2 Ochsen bespannt. Die genannten Getreidearten gehören zu den vorzüglichsten der Umgegend; in Winnenden und Waiblingen wird ziemlich viel davon abgesetzt. Die Wiesen, deren Ertrag jedoch kaum für den eigenen Bedarf hinreicht, sind zweimähdig und werden nicht gewässert. Die Weinberge liegen größtentheils an Bergen, meist mit Sylvanern, Elblingen, Veltlinern, Wälschen und Gutedeln bestockt. Der Wein – 2–4 Eimer vom Morgen – ist dem der bessern Remsthalorte ziemlich gleich. Die beste Lage ist der Hauflerberg, ein Bergkegel über der Rems, in welchem noch vor 10 Jahren die Reste eines unterirdischen Ganges waren, von schwerem Thonboden, der auf Liaskalkstein von ziemlicher Mächtigkeit ruht. Die der Hofdomainenkammer zustehenden Weinberge in den Hauflern („Hoflern“ – 1560 „Hochflor“), mit weißen und schwarzen Clevnern, Traminern und Rießlingen bestockt, deren Bau und Verjüngung in gleicher Weise wie in Klein-Heppach geschieht, liefern namentlich ein sehr gutes Erzeugniß, das jedoch von dem von Klein-Heppach durch Zartheit und Annehmlichkeit des Bouquets übertroffen wird. Die Haufler (etwa 34 Morgen) geben überhaupt sehr guten Wein, dessen Preis immer 15–20 fl. höher steht als der übrige Neustadter. Die Obstzucht ist gleichfalls bedeutend; feines Obst aber seltener. Der

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)