Seite:OAWaiblingen0192.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Zehentrechte der Pfarrei Buoch in Reichenbach rühren von dem Stift Constanz, die Gefälle der Hofdomainenkammer daselbst von der Kellerei Winnenden her. Die Rechte der letztern in Lehnenberg standen bis 1665 dem deutschen Orden zu und wurden 1807 vom Staat eingetauscht.


29. Gemeinde Rettersburg,
mit Linsenhof, Drexelhof und Kieselhof, Gemeinde dritter Classe mit 554 evangel. Einwohnern.


a) Das Dorf Rettersburg liegt in den „Berglen“ in einem romantischen Thälchen, deren hier drei zusammentreten, und wird durch einen aus dem Gebirge bei Königsbronnhof herkommenden namenlosen Bach bewässert. Mit Oppelsbom an das Oberamt Welzheim grenzend, liegt es nächst dem daselbst erwähnten Waldgebirge, nordöstlich, 4 Stunden von Waiblingen. Der Ort hat eine Fülle von Wasser, steht auf sumpfigem Grund und theilt im Übrigen seine natürlichen Verhältnisse mit Oppelsbom. Der Boden ist theilweise sehr mager.

Die Gemeinde gehört zum Forstamt Reichenberg. Die Zehenten und andere Gefälle von Rettersburg bezieht das Königl. Hofcameralamt Winnenden; an letztern hat das Dorf seit 1818 einen Capitalbetrag von 417 fl. 58 kr. abgelöst, so, daß außer den Zehenten noch 19 fl. 12 kr., 10 Scheffel 5 Simri Haber und 5 Imi 4 Maas Bodenwein zu erheben sind.

Das Thälchen, in welchem das Dörflein liegt, ist gegen Süden offen, westlich, nördlich und nordöstlich von Anhöhen umgeben. Das Clima ist milder als in Kieselhof und Drexelhof. Ein eigenes Schulhaus wurde erst 1848 von der Gemeinde erbaut. Mit diesem zählt die Gemeinde 79 Haupt- und 142 Neben-Gebäude. Die Nachbarschaftwege sind gut. Die Markung begreift 6102/8 Morgen, worunter 332/8 Morgen Weinberge. Es treffen etwa 7 Morgen auf eine Familie.

Über den landwirthschaftlichen Betrieb s. Oppelsbom. Unter den Futterkräutern ist der ewige Klee das gewöhnlichste. Der Ort hat eine eigene Kelter. Der Weinertrag ist gering; die Qualität mittelmäßig. Die Gemeinde hat beträchtliche Eichen- und Buchen-Waldungen. Es wird mehr Brodfrucht eingeführt als ausgeführt. Butter, Eier und Geflügel werden von Händlern aufgekauft. Der Haupthandel ist der Viehhandel. Die Viehzucht aber ist unbedeutend und der Viehstand hier am Kleinsten (S. 61). Von den Gewerben sind nur 8 Weber, einige Maurer und Schreiner zu erwähnen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)