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findet, der an Stetten vorbei nach Felbach zieht, in entgegengesetzter Richtung aber an Schnaith vorüber nach Schorndorf als Schurwald verläuft. Die Hügelreihe auf der rechten Sommerseite hat einen Höhepunkt, „Esel“ genannt, von wo aus eine schöne Aussicht sich eröffnet und man sich dem Höhenpunkte von Buoch gegenüber findet. Auf beiden Seiten befinden sich Weinberge, namentlich aber ist die Sommerseite mit Reben ganz überdeckt bis gegen den Wald hin am Ende des Thales, indeß die entgegengesetzte der Obstzucht gewidmet ist und im Frühling das Thal auf das Freundlichste schmückt.

Das Thal ist so enge, daß außer der zweifachen Häuserreihe, mit dem obengedachten Hauptwege, die der länglichte Ort bildet, auf der rechten Seite kaum noch ein nicht allzubreiter Fahrweg, an dem links einige kurze enge Gassen Platz finden, vorhanden ist, bis nach unten zu eine größere Nebenstraße links abführt und dem Ganzen die Gestalt gibt, von welcher der Ort den Namen haben soll.[1] Das Dorf sieht man bis fast auf 1/4 Stunde Nähe nicht, so sehr verbirgt es sich hinter dem natürlichen Wall seiner Baum- und Reben-Berge; aber von der Höhe gesehen, wohin viele und zu allen Zeiten gangbare Wege führen, liegt es heimathlich und im Licht der Morgen- und Abend-Sonne besonders freundlich da. Durch dasselbe zieht die gute Vicinalstraße, welche einerseits nach Endersbach und Waiblingen führt und andererseits den Verkehr mit Eßlingen und Ulm vermittelt, indem sie in letzterer Richtung die S. 77 erwähnte Weinsteige bildet, welche die Gemeinde theilweise zu unterhalten hat.

Strümpfelbach gehört dem Forstamtsbezirke Schorndorf an. Die Grundgefälle stehen dem Staate zu, welcher noch jetzt für den kleinen Zehenten 200 fl., für den Heuzehenten 176 fl., für den Weinzehenten 790 fl. und für die Novalien 233 fl., sowie 7 fl. Surrogatgelder und 6 fl. 20 kr. Lehengefälle erhebt.

Das Dorf hat 197 Haupt- und 89 Neben-Gebäude; die ersteren meist zweistockig, reinlich und freundlich und häufig mit Rebengeländen geziert. Die Bauart der freundlichen, fast in der Mitte des Dorfes gelegenen Kirche zu St. Jos spricht für kein höheres Alter derselben; der Thurm ist klein und unscheinbar. Sie ist Eigenthum der Gemeinde und die örtlichen Kassen haben die Baulast. Wenige Schritte davon steht das 1829 vom Staat fast neu gebaute Pfarrhaus. Das Schulhaus liegt nächst der


  1. Schott leitet den Namen des Baches, der dem Dorfe die Benennung gab, von strampfen, d. h. einengen, her, also Bach im eng eingeschlossenen Thale.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)