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und erst im Winter und Frühling mit Vortheil in den Handel gebracht. Die Kirschen werden meist an Händler aus Ulm, Augsburg und München verkauft, wodurch das Dorf jährlich 4000 bis 5000 fl. einnimmt.

Das Rindvieh ist gut genährt, vom Landschlag, veredelt durch Holländer- und Schweizer-Race. Butterverkauf. Auch werden verhältnißmäßig sehr viele Schweine gezogen, namentlich von der Hallerrace, und zum Verkaufe gemästet; und obgleich die Unternehmer den größern Theil des Futters kaufen müssen, so finden sie doch ihre gute Rechnung dabei. Die 50 Bienenstöcke lassen einigen Verkauf von Wachs und Honig zu.

Von den 70 Gewerben des Orts sind zu erwähnen: eine Ziegelei (schon 1500 genannt), 1 Flaschner, 5 Maurer, 1 Nagelschmied, 2 Schlosser, 2 Schreiner, 1 Seckler, 5 Weber, 6 Zimmerleute, 3 Handlungen und 7 Kleinhändler und Hausirer mit landwirthschaftlichen Erzeugnissen. Auch einige Weinhändler sind hier.

Die Pfarrei hat keine Filialien. Sie wurde im Jahr 1495 errichtet und von der bisherigen Mutterkirche Waiblingen losgetrennt. Auch eine Frühmesse bestand hier. Seit dieser Zeit übt der Landesherr das Patronat aus. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule für Mädchen und neuerlich eine Kleinkinderschule.

Die Gemeinde besitzt 2813/4 Morgen Grundeigenthum und 6093 fl. Capitalien. Die Stiftungspflege besitzt 11.208 fl. Capitalien. Die Gemeindeumlage beträgt 1700 fl.

Der Zehente war mit dem von Endersbach zum Theil Lehen der Grafen von Sulz; Träger in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts waren Dieterich von Frauenberg, Martin und Simon von Balzhofen. Antheil daran erwarb im Jahr 1473 das Stift Oberhofen, welchem solchen die Grafen von Sulz eigneten, wie sie dieß auch den obengenannten Trägern gethan hatten. Im Jahr 1442 verkaufte Elisabeth, Truchsessin von Höfingen, und im Jahr 1498 Adam, Schenk von Winterstetten, ihren Korn- und Wein-Zehenten an das Kloster Adelberg. Daher kam es, daß auch hier (1598) das Stift Göppingen 1 Scheffel Roggen als Stabscheffel vornweg vom Zehenten erhob und der Rest zu 8/32 dem Stift, 12/32 Adelberg, ferner dem Stift 6/32 und den beiden Caplaneien auf dem Capellberg bei Beutelsbach 3/32, Adelberg wieder 3/64 und dem Stift nochmals 3/64 gebührten. Vom Weinzehent erhielt das Stift 1 Eimer Stabeimer, die Pfarrei 3 Eimer und vom Rest Adelberg 9/24 und das Stift 15/24. Vom kleinen Zehenten gebührte der Gemeinde 1/3, das diese 1573 an die Pfarrei zu den ihr zuvor gebührenden 2/3 abtrat. Der Heuzehente gehörte

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)