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Am 29. September 1665 verkaufte der Deutschordens-, Hoch- und Deutsch-Meister Johann Kaspar von Ampringen die ganze Comthurei Winnenden mit dem Commendenhof zu Winnenden und aller Zugehör an Weilern, Höfen und Gütern,[1] ferner Jurisdiction, Schatzung, Patronatrecht für 48.000 fl. an Herzog Eberhard III., welcher die ganze Erwerbung dem Kammerschreibereigut einverleibte, das deutsche Haus in ein schönes Schloß, Winnenthal (eigentlich Winnenden im Thal) genannt, umwandelte und einen Hofmeister, zugleich geistlichen Verwalter in Stadt und Amt, hieher setzte.

Durch Codicill vom 1. Juli 1674 überließ genannter Herzog das Schloß als Apanage seinem zweiten Prinzen Friedrich Carl. Dieser, Administrator des Herzogthums während der Minderjährigkeit Herzog Eberhard Ludwigs, verschönerte solchen Sitz (Würt. Jahrb. 1837, 415), und wohnte hier, zumal nach aufgehobener Administrationsregierung bis zu seinem, am 20. December 1698, erfolgten Ende, und nach ihm noch seine Wittwe, Eleonore Juliane, geborne Markgräfin von Brandenburg-Ansbach bis zu ihrem im Jahr 1712 erfolgten Wegzuge nach Ansbach. Die von ihm ausgehende Linie, welche durch seinen Sohn Herzog Carl Alexander im Jahr 1733 zur Regierung von Württemberg gelangte und die einzige noch blühende des württembergischen Hauses ist, heißt die Winnenthalische. Am 27. September 1734 starb zu Winnenthal der jüngere Bruder des eben erwähnten Herzogs Carl Alexander, Prinz Heinrich Friedrich von Württemberg, kaiserlicher Generalfeldzeugmeister. Im Jahr 1795 erhält die Wittwe des am 20. Mai d. J. verstorbenen Herzogs Ludwig Eugen von Württemberg, Sophie Albertine, geborne Gräfin von Beichlingen, das Schloß Winnenthal, in welchem sie am 10. Mai 1807 verschied. Dasselbe war 1795/96 mit einem Aufwand von 31.621 fl. verschönert und restaurirt worden.

Um auf die Schicksale Winnendens und seiner Umgebung im Kriege überzugehen, so brachte im Jahr 1514 der arme Konrad das ganze Amt in große Aufregung. Am 7. April 1519 ergab sich die Stadt den siegreichen Waffen des schwäbischen Bundes (Steinhofer 4, 68. 567). Während des dreißigjährigen Krieges wurden


  1. Es waren noch Rechte und Gefälle in Winnenden, Höfen, Hahnweiler, Leutenbach, Nellmersbach, Hertmannsweiler, Degenhof, Baach, Bürg, Birkmannsweiler, Lehnenberg, Breuningsweiler und Ölhardtsweiler. – Mit Ausnahme von Winnenden, Hahnweiler bildeten diese Orte, wozu noch Bretzenacker, Buoch, Öschelbronn, Oppelsbom, Reichenbach, Rettersburg und Steinach kamen, das sog. äußere Gericht, das auch zu den Unterhaltungskosten der Stadtmauer von Winnenden beizutragen hatte.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)