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Jahr 1857 zeigte sich der Typhus in Ellhofen wieder, weniger der Zahl nach, aber mit viel schwereren Fällen. Sonst trat der Typhus allerwärts im Thale, ausnahmsweise auch in der Stadt auf, wo er von einigen jungen Leuten aus Heilbronn eingeschleppt wurde. In letzterer Zeit kam er aber auch dort bei alten Leuten in schwererer Form mit sehr langsamem Verlauf vor.

Die epidemischen Krankheiten wie Masern, Scharlach, Keuchhusten kamen in den auch anderwärts stattfindenden Intervallen und in Aufeinanderfolge vor; aber eigenthümlich ist, daß, wie der Typhus, auch diese Epidemien auf dem Mainhardter Walde zuerst auftraten, sich auf dem Walde verbreiteten, das Brettachthal bis Bitzfeld herabzogen und erst dann Eschenau, Steinsfeld, Ellhofen, Sülzbach, Grantschen und dann Löwenstein aufsuchten. Die Oberamtsstadt machte auch hier eine Ausnahme, indem in den letzten 11/2 Jahren der Scharlach ununterbrochen vorkam, aber nur wenige Kinder zugleich davon ergriffen wurden. Denselben Weg, wie diese Kinderkrankheiten, machen auch die epidemischen Katarrhe. Hiebei zeichnet sich vor allen anderen Orten Eschenau aus durch den häufigen und tödtlichen Verlauf des Croups (der Luftröhrenentzündung). Gastrische Fieber kamen keine vor; Rheumatismen nicht häufiger als anderwärts. Reisach zeichnet sich durch Erkrankung der Milz aus. In Eschenau kamen 2 Fälle von Markschwamm vor. Scropheln und Rachitis finden sich wohl, aber nicht häufig. Pocken kamen im Jahr 1848 und 49 in ziemlicher Ausdehnung vor, doch meist als Varioliden. Besonders zeigten sie sich in Ortschaften, wo, wie die Impfbücher nachweisen, das Impfen früher schlecht betrieben worden. Zuerst traten sie in Scheppach, sodann im angränzenden Unter-Heimbach und Geddelsbach auf, in beiden letzteren Orten in ziemlicher Ausdehnung; von da kamen sie nach Neuhütten. Dann kamen einzelne Erkrankungen vor in den Gemeinden Eschenau, Willsbach, Wüstenroth, in großer Ausdehnung zu Unter-Heinrieth; sodann in Ellhofen, Sülzbach und Löwenstein. Viele Fälle wurden wie gewöhnlich verläugnet. Bei dem ganzen Verlauf konnte wahrgenommen werden, daß da, wo das Impfwesen in Ordnung war, die Erkrankungen viel seltener waren, und daß z. B. frühere Militärs, wo regelmäßig revaccinirt worden, niemals von den Pocken befallen wurden. Puerperalfieber treten in dem Thalbezirk gerne auf, wogegen auf dem Walde das Terrain den Wöchnerinnen etwas günstiger zu sein scheint.

Geistesstörungen erscheinen in den niedriggelegenen Orten häufiger, als auf den Bergen. Die meisten beobachteten Fälle kamen

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_050.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)