Seite:OAWeinsberg 104.png

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Kaiser Ludwig den Frommen, von welcher das ebengenannte Privilegienbuch spricht, ist eine Fabel.

Zur Zeit der Gaueintheilung, in der ersten Hälfte des Mittelalters, dehnte sich über das jetzige Oberamt neben dem weitgestreckten Neckarkreis auch der Sulmanachgau (Stälin Wirt. Gesch. 1, 324), dieser vermuthlich dem Sulmgebiet entsprechend, desgleichen der Schotzachgau, als dessen Zugehörde Ilsfeld aus dem anstoßenden Oberamt Besigheim genannt wird, endlich der Brettachgau; es fehlt jedoch an Urkunden über die Zutheilung auch nur eines der Bezirksorte an einen bestimmten Gau überhaupt.

Die an der Hand der Vergabungen, welche an das Kloster Fulda gemacht wurden, am frühesten auftauchenden zwei Orte sind Altlautern und Stangenbach, beide unter dem Jahr 779 genannt. Später erscheinen Mainhardt 1027, Bretzfeld, Ellhofen, Grantschen, Schwabbach, Sülzbach, Weiler, diese sämmtlich 1037, Löwenstein 1123, Weinsberg um 1130, Heinriet 1139, Hanebach (abgegangen bei Willsbach) 1146, Hölzern um 1150, Rappach 1215, Eberstadt 1247. Alle übrigen Orte treten nach der Mitte des 13. Jahrhunderts, verhältnißmäßig ziemlich spät, in der Geschichte auf.

Erwähnt wird die Ostseite des jetzigen Oberamts in der Urkunde K. Konrads II. vom 16. Juli 1027, worin dieser das Hochstift Würzburg in weitem Umkreis um Murrhardt mit einem Walde sammt dem Bann darüber begabte; die westliche Ausdehnung dieses Waldes begreift noch die Umgegend von Mainhardt (Wirt. Urk.-Buch 1, 259).

So erscheint auch auf derselben Seite Böhringsweiler als Westspitze eines Jagdbezirkes, welchen K. Konrad IV. am 2. Aug. 1251 dem Schenken Walther von Limpurg verlieh.

Was die Oberherrlichkeit im Bezirk betrifft, so war hier viel ursprünglicher Reichsboden. Außerdem stund ein bedeutender Theil unter den mächtigen Grafen von Calw, theils als Reichslehen, theils als Allod. Der Besitz der letzteren Grafen erhellt daraus, daß im 12. Jahrhundert ein Zweig derselben auf Löwenstein abgetheilt wurde; auch erklärt sich das sogleich zu erzählende Auftreten des Herzogs Welf VI. in dieser Gegend – fern von seinem Stammsitze – am einfachsten dadurch, daß er wegen Erbes seiner Gemahlin Utha, welche den weithin begüterten Calwer Grafen und rheinischen Pfalzgrafen Gottfried († um 1131) zum Vater hatte, Ansprüche verfocht gegenüber dem deutschen König Konrad III., dem ersten aus dem Hause Hohenstaufen, welcher für wirkliches oder vermeintliches Reichsgut oder heimgefallene Reichslehen einstund.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)