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Kutschenweg“ von Grab nach Mainhardt und von da über Gailsbach, Unter-Gleichen, Pfedelbach nach Öhringen.

6. Ein Heerweg führte in dem Staigwald 3/4 Stunden südlich von Lehrensteinsfeld in den Bezirk, unter dieser Benennung am nördlichen Fuß des Fährenbergs vorüber nach Willsbach, weiter unter der Benennung Schelmenweg auf den Gagernberg und von da unter dem Namen Heuweg (d. i. Höhweg) nach Rappach und von dort über das sog. Heerbrücklein; von da zog die Straße ohne Zweifel nach Bitzfeld, wo sie sich mit der ad 2. beschriebenen Straße vereinigte.

Von den bis jetzt entdeckten römischen Wohnplätzen ist es hauptsächlich die befestigte Niederlassung, Grenzgarnisonsstadt, bei Mainhardt, welche nicht allein von namhafter Bedeutung war, sondern auch dem Alterthumsforscher interessante Ausbeute lieferte. Das eigentliche Castrum stand am westlichen Ende des Orts und heute noch ist ein Theil der ehemaligen Umfriedung desselben sichtbar, namentlich hat sich die westliche Seite des im Quadrat angelegten Castrums noch in ihrer ganzen Ausdehnung erhalten; sie ist 470′ lang, während die südliche Seite nur noch 220′ lang sichtbar ist. Auch an der nördlichen Seite sind noch deutliche Spuren der Befestigung erhalten, so daß demnach die südwestliche und nordwestliche Ecke des ehemaligen Castrums erkannt und die Figur wie die Größe desselben construirt werden kann. An den noch am besten erhaltenen Stellen besteht die Umfriedung gegen Außen aus einer 12′ hohen Erdböschung, die sich an die 4–5′ hohe Mauer anlehnt, welche die Innenseite des Castrums bildete. Außen lief ein Graben, der indessen größtentheils eingeebnet wurde. In der Mitte des auf diese Weise befestigten Vierecks sieht man noch eine Erhöhung, vermuthlich die Stelle des ehemaligen Prätoriums. Außer diesem stößt man immer noch auf Grundmauern und hat daselbst schon einen römischen Altar (s. unten), römische Münzen, Anticaglien etc. ausgegraben. Aber auch außerhalb des befestigten Raums entdeckte man schon Hypocauste (Unterstöcke von römischen Gebäuden mit Heizeinrichtungen), Altäre etc.

Diese befestigte Niederlassung hatte – ohne Zweifel am Ende des zweiten und Anfang des dritten Jahrhunderts nach Christus – eine von dem Standlager in Mainz abhängige Besatzung aus der 22. Legion (der mit dem Beinamen primigenia, d. i. erstentstandene, pia fidelis). Von dieser Legion wurde eben allhier vorgefunden das Bruchstück einer Inschrift mit den Buchstaben LEG XXII PRI P . . . . Eine bedeutendere Mainhardter Inschrift ist ein

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_127.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)