Seite:OAWeinsberg 134.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hohen, jetzt mit Obstbäumen besetzten Damm gedeckt, bis zu dem obenberührten Durchbruch, welcher wegen Anlegung der Straße nach Heilbronn i. J. 1844 gemacht worden ist. Unterhalb dieses Durchbruches senkt sie sich mit der Stadt bis zu einem früheren, ca. 1809 gemachten Durchbruch und dem vormaligen Heilbronner Staketenthor; und von da in südlicher Richtung hinter dem alten Spital bis zu der Ecke am Stadtbach, wo früher ein fester, längst ganz abgetragener Thurm stand. In einer Höhe von noch ungefähr 5–6′ umschließt sie die Südseite der Stadt vom unteren abgetragenen Thor bei der Linde an bis zu dem noch stehenden Wachtthurme (s. unten) und bis zur Stadtmühle, von wo sie sich aufwärts gegen N. (mit Unterbrechung durch das offene Thor der unteren Gasse, durch angebaute Häuser, durch das abgetragene obere Thor und neue Häuser), bis an den obengedachten nordöstlichen (jetzt Kerner’schen) Eckthurm zieht und an diesen anschließt.

Da die Stadt als Reichsstadt nicht zur Burg gehörte, so stand ihre Befestigung mit der der Burg in keiner Verbindung; vielmehr mußte sie sich in dem Streit mit dem Burgherrn Konrad von Weinsberg i. J. 1312 sogar vertragsmäßig verpflichten, zwischen Stadt und Burg keine Mauer aufzuführen und sollte es dennoch geschehen, Konrad außer dem Abbruch 2000 Pfund Heller zu erlegen. Freilich erhielt Weinsberg nach seinem Eintritt in den großen Städtebund von Engelhard von Weinsberg im Jahr 1379 die Verpflichtungsurkunde als ungültig zurück.

Den obengedachten nordöstlichen Eckthurm, bis ca. 1813 Gefängnißthurm, hat Dr. Just. Kerner von der Finanzverwaltung erworben und zu seinem Hausgarten gezogen, den Raum zu ebener Erde für ökonomische Zwecke eingerichtet, in das mittlere Gelaß ein romantisches, helldunkeles Museum eingebaut und die obere Plattform, zu welcher von Außen eine schmale Stiege hinaufführt und von der man eine reizende Aussicht genießt, zu einem angenehmen, mit einem leichten hölzernen Schutzdach bedeckten, mit Akazien besetzten Sommerabendaufenthalt gemacht.

Der Thurm an der entgegengesetzten nordwestlichen Ecke hinter der Kirche ist längst abgetragen und wurde in seinen noch stehenden, an die neugebaute Turnhalle anstoßenden Grundmauern zu einer Art Magazin für die Stadt benützt.

Spuren von einem längst abgetragenen Thurme an der westlichen Stadtmauer fanden sich noch zu Anfang dieses Jahrhunderts.

Noch erhalten und zu einem Wachtthurm mit Uhr und Glocke in seinem obersten Stockwerke, zu einem bürgerlichen Gefängniß im

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)