Seite:OAWeinsberg 136.png

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Jahr 1844/45 weiter oben mit Durchbrechung der Mauer und Abbruch von alten Häusern die neue, ebene Straße nach Heilbronn angelegt wurde. Auch der Durchbruch am östlichen Ausgang der unteren Gasse mit einem hölzernen, längst wieder verschwundenen Bretterthore gehört einer späteren Zeit an und zwar dem Jahre 1810, und sollte zunächst ein Feuerthor seyn, wie der oben erwähnte Durchbruch von 1783. Daneben steht ein kleines Stadtmagazinsgebäude.

Die Stadt hat nur 3, nicht geradlinige und ziemlich enge, von West nach Ost parallel laufende Hauptgassen, die Mittelstraße, zugleich Poststraße von Heilbronn nach Öhringen und Hall, die tiefer liegende untere Gasse, und die kürzeste „Obere Gasse,“ welche vom oberen Markte an gegen Osten läuft. Die übrigen Nebengassen steigen, zum Theil unfahrbar, krumm und enge, von der Südseite gegen N. zur Mittelstraße, und von da, zum Theil mit Staffeln zur oberen Gasse und zur Kirche auf.

Nach dem großen Brande vom Jahr 1707 (s. unten Geschichtliches) wollte ein regelmäßigerer Bauplan ausgeführt werden. Allein die abgeschickte Baudeputation erklärte in ihrem dießfallsigen Berichte, daß dieses unmöglich sey, weil gar zu viele, und zwar die vornehmsten Keller, wovon doch Weinsberg alle seine Nahrung habe, zerstümpelt oder gar ruinirt werden müßten, weil die Stadt an einen steilen, benebst höckerigten Berg gebaut seye, so daß die Haupt- und Nebenstraßen sich nach der Lenkung desselben in die Rundung richten müssen und nicht gerade fortlaufen können u. s. w. Man begnügte sich daher, den Markt durch Cassirung des ehemaligen Rathhausplatzes räumlicher und die Hauptstraße, soweit es die Lenkung des Berges zulasse, wenigstens stückweise gerade zu machen; wobei es nicht an vielfachen Renitenzen und Reclamationen fehlte.

Die ehemalige große Irregularität, als dergleichen anderswo nicht wohl zu finden (wie die Baudeputirten Jenisch und Vögele sagen), da man nicht drei Häuser in Einer Linie finden könne, wurde dadurch einigermaßen verbessert, aber, besonders für die belebteste Mittelstraße, nicht die gehörige Breite erzielt, und ein gefährlicher Stich in der Stadt selbst vom unteren Thor bis zum Markt fand erst im Jahr 1844 seine Correction.

Von Gebäuden für öffentliche Zwecke sind zu nennen: Die, die ganze Stadt überragende, die Spitze der Anhöhe, um welche die Stadt amphitheatralisch gebaut ist, krönende Pfarrkirche romanischen Stils. Das Langhaus mag etwa im Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut sein, der Thurm etwas später. Die Kirche hatte 8 Altäre: St. Catharinae, St. Magdalenae, St. Petri, St. Nicolai, St.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)