Seite:OAWeinsberg 141.png

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zwei länglichten, halb zugemauerten Bogenfensterchen. Sie scheint die im Jahr 1269 von Engelhard von Weinsberg mit dem Dominicaner- oder Prediger-Kloster gestiftete, jedenfalls in dessen Nähe stehende kleine Kirche gewesen zu seyn, welche bei Zerstörung der Stadt im Jahr 1525 mitverbrannte, „da nach dem Brande nur noch 10 Häuslein unverbrannt zu sehen waren.“ Nach ihrer Wiederherstellung verödete sie im 30jährigen Kriege dermaßen, daß (nach dem Taufbuche) erst 1658 wieder das erste Kind darin getauft wurde. Sie wurde später noch bis zu den 1770ger Jahren zuweilen, besonders an den Markttagen, zu Kinderlehren gebraucht, gieng aber noch vor dem im Jahr 1799 erfolgten Verkauf des städtischen Spitals ein.

Der Begräbnißplatz war in früheren Zeiten als eigentlicher Kirchhof rings um die Kirche herum, woher noch viele, an der südlichen und östlichen Aussenwand der Kirche, sowie an der inneren Seite der anstoßenden westlichen Stadtmauer fest angemachte, steinerne Grabdenkmale rühren. Er wurde aber, nach der an einem steinernen Bogenthor des neuen Friedhofs befindlichen Jahreszahl 1617, wahrscheinlich in Folge der Pest von 1612, an den Jägerhausweg ausserhalb der Stadt verlegt und der bisherige Kirchhof diente wohl nur noch hauptsächlich für Familiengräber, während die geistlichen und weltlichen Beamten bis zum Jahr 1785 im Chor der Kirche beigesetzt wurden. Erst im Jahr 1807/8 wurde er definitiv verlassen und theils gepflastert, theils zu einer Baumschule angelegt, nachdem die Gebeine in’s sog. grasige Haag verlegt worden waren.

Der äussere Friedhof, 1/8 Stunde von der Kirche entfernt, südlich zwischen der Stadt und dem Schafhaus gelegen, wurde im Jahr 1794 wegen des damals hier befindlichen östreichischen Lazareths erweitert und es haben gegen 130 Mann desselben hier ihre Ruhestätte gefunden. Eine zweite Erweiterung fand man im Jahr 1840 nöthig, wo die äusseren Felder an der südlichen Mauer zu Familienbegräbnissen bestimmt wurden, während die anderen Felder zu sog. Reihengräbern dienen. Eine eigene Commission des Stiftungsraths wacht über die damals festgesetzte Begräbnißordnung, über die Erhaltung der regelmäßig angelegten Wege, der Gräber, der Gesträuche und der Monumente, von welchen schon manche geschmackvolle jetzt den Platz zieren.

Die lateinische Schule, unter den 1707 verbrannten Häusern nicht mitgenannt, gehört als Wohnung des Präceptors zu den Staatsgebäuden, nach den Lagerbüchern von jeher der geistlichen Verwaltung zustehend. Erhaltung und Ausrüstung des Schulgelasses liegt der Stiftungspflege ob. Sie liegt, von der hohen westlichen Stadtmauer gedeckt, auf der zur Kirche hinaufsteigenden Anhöhe, links von den

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_141.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)