Seite:OAWeinsberg 148.png

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welcher von einer in seiner Mitte gepflanzten, aber leider abgestorbenen Linde beschattet werden sollte.

Die auf der Südseite des inneren Burgraumes, an einem durch das Gebüsch führenden Wege noch wahrnehmbare kleine Felsenwand rührt von einem kleinen Steinbruche her, welcher zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, „als die bisherige Wüstenei zu einem Weinberge angelegt wurde,“ dem Unternehmer hier zu errichten gestattet wurde, wobei er aber auch Steine von der Burgruine zu den Weinbergmauern verwendete. Dieser Weinberg wurde, wie oben bemerkt, im Jahr 1824 vom Weibertreu-Verein angekauft und in Anlagen verwandelt.

Nahe am stumpfgebrochenen Eck der südwestlichen Ringmauer steht noch von außen sichtbar der Fuß eines runden Thurmes in einer Höhe von 10–12′ über die Fläche der Ringmauer vor, welche hier Spuren eines ehemaligen gewaltsamen Durchbruches und einer späteren Wiederausfüllung trägt. Innerhalb dieses stumpfen südwestlichen, aus trefflichen Quadern bestehenden, noch 30–40′ hohen Mauereckes stand wohl ein viereckiger fester Thurm, durch welchen man zu dem jetzt von innen verschütteten, außen am Fuß der Mauer wahrnehmbaren, rundbogig gewölbten Ausfallthörchen hinabgelangte. Die Maueröffnung dieses von innen unterirdischen, nur 3′ breiten Bogenthörchens ist 6′ tief und der Einschnitt für den Schließbalken, mit welchem die wohl eiserne, oder eisenbeschlagene Thüre geschlossen wurde, ist noch deutlich erkennbar. Bei der Eroberung Weinsbergs durch Herzog Ulrich im Juli 1504 wird erwähnt, wie auf der Burg „ein Thurm oben ab und auch die Mauer bis an den Grab niedergeschossen und der Mantel und das Ritterhaus zerschossen worden sei“ (Sattler, Herz. 1 Beil. Nr. 35).

Von der ehemaligen Burgkapelle finden sich keine Spuren mehr. Denn das, ohnehin jetzt wieder verfallene sogenannte Kapellchen an der Südostseite der Ringmauer war ein leichtgebautes Werk der Restauration vom Jahr 1824. Urkundlich entschieden aber ist, daß die Burg ihre eigene Kapelle hatte, an welcher im Jahr 1305 sogar 4 Priester angestellt waren, wie auch noch im J. 1525 unter den auf der Burg Erstochenen ein Burgpfaffe Wolf genannt wird. Die Aufbehaltung der geweihten Hostie in dieser Kapelle bewilligte im Jahr 1441 Bischof Sigmund von Würzburg. (Fortges. Sammlung von alten und neuen theol. Sachen auf das J. 1750, S. 5.)

Die Stadtgemeinde Weinsberg zählte am 3. Dec. 1858 2060 ortsangehörige Einw., nämlich 963 männliche und 1097 weibliche. Hierunter befanden sich 2002 Evang., 57 Kath. und 1 Israelite;

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_148.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)