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Dasselbe findet statt bei dem sehr unbedeutenden Garten- und Länderbau und den sog. Allmandplätzen.

Der Wiesenbau (von 510 Mrg.) liefert für den, wenn auch kleineren Viehstand, nicht so viel Futter, daß nicht auch noch auf den Anbau von Futterkräutern gedrungen werden müßte. Die Wiesen, bei welchen im Thal selten Wässerung stattfinden kann, sind zweimähdig und ertragen durchschnittlich 30–36 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd p. Mrg. Der Preis eines Morgens Wiese ist circa 600 fl., mit Baumsatz 7–800 fl.

Der Obstbau ist sehr bedeutend, theils in der prächtigen Baumreihe an der Landstraße von der Heilbronner bis zur Ellhofer, und nördlich bis zur Eberstadter Markung, theils an den sonstigen Vicinalwegen, theils im Stadtgarten im sog. grasigen Haag, theils auf Allmandplätzen, und in Privatgärten, besonders in dem kleinen Thaleinschnitt am östlichen Fuße des Burgberges u. s. w. Man zählte im J. 1854 auf der Markung 12.000 Kern- und 10.000 Steinobstbäume.

An Birnsorten kommen vorzüglich vor die Palmisch-, Zucker- Most- und Bratbirnen etc. An Äpfeln: Luiken, Braitlinge, Schafnasen, Fleiner, Lederäpfel, Reinetten, auch Borsdorfer und andere feinere Tafelsorten. Zwetschgen-, Pflaumen-, Kirschen- und Nußbäume sind in den Baumgärten häufig. Jungstämme werden in Privatbaumschulen gezogen.

In dem trefflichen Obstjahr von 1847 wurde der Ertrag auf 450.000 Sri. geschätzt, was bei den damaligen wohlfeilen Durchschnittspreisen von 12–15 kr. die schöne Summe von 112.500 fl. abwarf. Die Stadt- und Stiftungspflege allein hat schon aus dem Obst von den auf der Allmand oder ihren Gütern stehenden Bäumen über 2000 fl. erlöst und kann dießfalls auf eine durchschnittliche jährliche Einnahme von 800–1000 fl. rechnen.

Viel von dem verkäuflichen Obst geht in die Umgegend und weiterhin, ein großer Theil wird zu Most für den Hausbrauch verwendet, der dann mit den Resten des unverkauften Weinmosts oder dem zweiten Druck, der sog. Leyer, vermischt, einen labenden Haustrunk gibt.

Der im J. 1853 vom Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins gegründete Seidenbauverein hat in der von der Stiftungspflege gepachteten vormaligen Baumschule an der Kirche, und auf eigens erworbenen Feldgütern hinter der Burg eine Maulbeerpflanzung angelegt, welche ein gutes Gedeihen verspricht.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_154.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)