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Neckarsulm, sodann über den Jägerhausberg nach Donnbronn-Gruppenbach ins Bottwarthal. Die gegenwärtig im Bau befindliche Eisenbahn von Heilbronn nach Hall tritt an der westlichen Gränze der Stadtmarkung aus dem Heilbronner Tunnel heraus, durchzieht die Markung südlich von der Stadt bis zur Markung Ellhofen, und bekommt in unmittelbarer Nähe der Stadt, an deren südöstlichem Ende einen Bahnhof mit Haltstation.

Brücken hat die Stadt zu unterhalten drei steinerne am vormaligen unteren Thore über den Saubachkanal, eine steinerne bei der Hasenmühle und eine beim Weißenhof über den Eberbach und eine bei der Benzenmühle über die Sulm.

In der Stadt befindet sich seit 1. Juli 1842 eine Postexpedition ohne Poststall, bei welcher täglich fünf von Heilbronn nach Hall, Öhringen etc. oder von da nach Heilbronn gehende Eilwagen, früh Morgens oder spät Abends Briefe und Pakete ablagern. Personen können mit diesen Eilwagen nur weiter befördert werden, wenn sie nicht übersetzt sind. 1 Stadtbote fährt täglich nach Heilbronn und zurück, 1 laufender deßgleichen. Von den Amtsorten kommen am Mittwoch und Samstag laufende Amtsboten in die Stadt, welche den amtlichen und Privatverkehr zwischen Stadt und Land vermitteln, ein Verhältniß, das sich freilich nach Eröffnung der Eisenbahn bedeutend ändern wird.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet. Über das Vermögen der Stadt- und Stiftungspflege s. Tab. III. Die Gemeinde besitzt außer den obengedachten Waldungen gegen 50 Mrg. Güter, welche ein beträchtliches Pachtgeld abwerfen.

Die Zunahme der Armen und der der Stiftungspflege durch die Gefällablösung zugegangene Verlust hat eine bedeutende Erhöhung der jährlichen Gemeindeschadensumlage zur unausbleiblichen Folge gehabt. Dieselbe beträgt aber jetzt nur noch 800–1000 fl.

Unter den bedeutenden Kapitalien der Stiftungspflege sind folgende zu besonderen Zwecken gestiftet: Zu Schulzwecken 1051 fl., deßgleichen 305 fl., zu Armenbrod 5622 fl., zu Fleisch für Arme bei s. c. 85 fl., zum Besten der Armen 685 fl., zu Armenbrod 310 fl., zu Confirmandenkleidung 100 fl., für arme Kinder 100 fl., für arme Wöchnerinnen 100 fl.; reines Vermögen pro 1. Juli 1858 53.809 fl.

Von der Stiftungspflege abgesondert wird verwaltet die Reyscher’sche Familienstiftung. Eine gewisse Frau Reyscher, geb. Müller, stiftete im J. 1742 für studirende Familienglieder 500 fl.; das Kapital ist angewachsen auf 1400 fl., wovon eine volle Portion mit 25 fl.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)