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erst im Jahr 1706 durch Verhandlungen zwischen dem herzoglich württemb. Haus, als Protector der Evangelischen, und zwischen der Johanniter-Commende vertragsmäßig eingeführt, nachdem die Katholiken vorher sich in einem für ihren Cult eingerichteten Betsaal (Hauskapelle) des Commenthurie-Gebäudes versammelt hatten.

Es ist ein altes, ziemlich niedriges Gebäude mit je 3 rundbogigen Fenstern und 2 Portalen gegen S, und W. und mit 3 Altären, 1 Hauptaltar im Chor (für die Katholiken Hochaltar) und 2 Seitenaltären. Das Schiff ist etwas dunkel, durch eine Orgelempore und eine Männerempore verstellt.

Auf dem zwischen dem Schiff und Chor stehenden überm Dach achteckigen ziemlich breiten Thurm mit Schiefer-Kuppeldach hängen 3 Glocken, von welchen die größte die Jahreszahl 1510 und die Inschrift trägt: „Osannah heiß ich, zu unserer Frauen Er läut ich, Bernhard Lachmann gos mich;“ die mittlere und die kleinste hat gar keine Inschrift. Die auf der nördlichen Seite angebaute Sakristei ist nieder, dunkel und unfreundlich.

Der früher die Kirche umgebende Kirchhof ist im J. 1819 von der Kirche hinweg und außerhalb des Dorfes – auf seiner südöstlichen Seite – verlegt worden, wobei 3/4 der evang., 1/4 der kath. Gemeinde zugemessen wurde.

Die Israeliten haben gemeinschaftlich mit denen zu Eschenau und Lehren einen eigenen Begräbnißplatz, 1/4 Stunde vom Orte entfernt gegen N. am Wege nach Waldbach.

Die unweit der christlichen Kirche stehende, im J. 1851 erbaute eigene Synagoge (während die Israeliten früher die zu Eschenau besuchten), enthält zugleich auch ein Lehrzimmer für die (1856 aus 41 Kindern bestehende) israelitische Schule und eine Wohnung für deren Lehrer, für welche von 1849 an ein Lokal in einem Privathause gemiethet war, nachdem die israel. Kinder vor diesem Jahr die christlich-evangelische Schule besucht hatten. Da die steigende Kinderzahl einen zweiten Lehrer in dieser christl.-evang. Schule nöthig gemacht haben würde, so wurde im J. 1849 die Errichtung einer israel. Confessionsschule mit einem israel. Privatlehrer genehmigt und 1854 die Stelle eines israel. Schulmeisters errichtet, welch’ letzterer zugleich Vorsänger an der Synagoge ist.

Das evangel. Pfarrhaus steht an der nach Weiler führenden Vicinalstraße auf der nördlichen, das kath. Pfarrhaus am Abhang auf der südlichen Seite der Kirche. Beide befinden sich in gutem, baulichem Stande. Ersteres ist Eigenthum der Kirchenpflege. Die subsidiäre Baulast an demselben hatte die Commende, jetzt die K.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)