Seite:OAWeinsberg 170.png

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Finanzverwaltung. Die Baulast an letzterem, dem katholischen, hatte die Commende von Anfang an, jetzt die K. Finanzverwaltung.

An der, von gedachter Vicinalstraße gegen S.O. ziehenden Ortsstraße, unweit der Kirche, steht das im J. 1830 von einem Privaten erkaufte und für Lehrer und Kinder beider Confessionen eingerichtete gemeinschaftliche Schulhaus, in dessen Parterre die kath. Schule mit ihrem Lehrer, im zweiten Stock die evang. Schule mit ihrem Lehrer ist. Das Haus ist alt und gewährt den nothdürftigen Raum. Eine Industrieschule für Mädchen besteht schon seit vielen Jahren und ist für die vorhandenen vielen armen Kinder großes Bedürfniß.

Die schräg gegenüber von der Kirche im J. 1841 aus Stein bis unter Dach vom Staate gebaute Ortskelter mit 2 Bäumen und 1 Mostpresse, welche später die Gemeinde bei der Zehntablösung käuflich übernommen hat, enthält im oberen Stock ein großes, helles, geräumiges Rathszimmer mit Registraturzimmer. Das Ortsgefängniß ist unten in der Kelter.

Eine zweite Ortskelter steht an der Straße gegen Eichelberg. Auch diese mit 2 Bäumen war früher Eigenthum des Staats und ist jetzt in das Eigenthum der Gemeinde übergegangen.

Zwei kleinere Ortsarmenhäuser stehen an der sog. Erbsengasse, ein drittes hinter der Synagoge. Es sind Häuser, welche der Gemeinde im Gant zugefallen sind und in welchen jetzt gegen 10 ärmere Personen unentgeldlich wohnen.

Ein Gemeindebackhaus ist schon länger vorhanden und liegt am nordöstlichen Ende des Dorfes.

Die Gegend ist reich an Quellen, welche aber nach Dr. Rösch’s Bemerkung vielen Gypsniederschlag haben, woher das endemische Vorkommen von Kröpfen und Cretinismus abgeleitet wird. Wirklich gutes Trinkwasser liefert nur der sog. Erbsenbrunnen – ein Pumpbrunnen. Die übrigen 4 Pumpbrunnen sind gypshaltig, hart und bitter. Laufende Brunnen sind nicht vorhanden. Wassermangel tritt aber niemals ein. Periodische Quellen (sog. Hungerbrunnen) und Weiher kommen hier nicht vor. Für Feuersgefahr kann die Sulm an der Straße gegen Weiler mittelst Stellfalle geschwellt werden.

Zwischen den Bewohnern des Orts und denen des hochgelegenen Filiales Eichelberg findet hinsichtlich der physischen und geistigen Eigenschaften ein bedeutender, auffallender Unterschied statt. Der Menschenschlag im Thal ist weit kleiner, von der schweren Arbeit und dem Buttentragen, wie man sich bezeichnend ausdrückt, verbuttet. Die Entwicklung erfolgt, wie Dr. Rösch bemerkt, später und nicht in

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_170.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)