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zureichendem Maße. Eine große Anlage zu Kröpfen und Cretinismus tritt bei Vielen unverkennbar hervor. Dr. Rösch fand im J. 1844 unter 951 Einw. 22 Cretins. Übrigens sind die Leute sehr fleißig, regsam und sparsam. Ihre ökonomischen Verhältnisse sind sehr mittelmäßig, wenn nicht mehrere gute Weinjahre ihnen aushelfen. Öffentliche Unterstützung bedürfen wenige Familien, welche ohne allen Grundbesitz sind.

Der bedeutendste Güterbesitz beträgt 100 Mrg. (das ehemalige Schloßgut); der mittlere 12–15 Mrg.; ein großer Theil besitzt nur 1–2 Mrg.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht.

Die Israeliten treiben zum Theil neben verschiedenartigem Handel Gewerbe (2 Metzger, 1 Bäcker, 1 Tuchmacher), auch Gast- und Landwirthschaft. Unter ihnen gibt es einzelne Vermöglichere.

Die Luft ist bei der geschützten Lage sehr mild und Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die 1240 Morgen große Gemeindemarkung enthält 45 Mrg. Gärten und Länder, 627 Mrg. flürlich und 33 Mrg. willkührlich gebaute Äcker, 207 Mrg. Weinberge, wovon 17 Mrg. zu anderen Culturen verwendet werden, 198 Mrg. zweimähdige und 4 Mrg. einmähdige Wiesen, 25 Mrg. Laub- und 2 Mrg. Nadelwald, 27 Mrg. Waiden, 2 Mrg. Öden, 1 Mrg. Mergelgrube; wovon gehören: der Grundherrschaft – jetzt Schloßgut in Privateigenthum – 50 Mrg. Äcker, 9 Mrg. Wiesen; dem Staat: 30 Mrg. Äcker, 1 Mrg. Weinberg, 8 Mrg. Wiesen, an Ortsbürger verpachtet; der Gemeinde: 2 Mrg. Äcker, 1 Mrg. Weinberg, 1 Mrg. Wiese, 25 Mrg. Laub- und Nadelwald, 27 Mrg. Waide und eine Öde und Mergelgrube; der Stiftung: 1 Mrg. Gärten und Länder, 21 Mrg. Äcker, etwas Weinberg, 12 Mrg. Wiesen.

Die Feldgüter haben einen fruchtbaren Diluviallehmboden, die Weinberge Keupermergel. (Vgl. allgem. Abschn.)

Bei der Landwirthschaft, welche gut und fleißig betrieben wird, bedient man sich gewöhnlich der verbesserten Ackerwerkzeuge, namentlich des Brabanter Pflugs und auch der Walze. Der Gemeindewald bietet wenig Laubnutzung. Von der Gülle wird umfassender Gebrauch gemacht. Das einfache Joch hat meist das Doppeljoch verdrängt.

Gebaut wird hauptsächlich Dinkel, Gerste, Einkorn und Haber, wenig Roggen und Waizen; in der fast ganz angeblümten Brache Futterkräuter (dreiblättriger und ewiger Klee, etwas Esper, Wicken), Kartoffeln, wenig Reps; Hanf, sowie Kraut hauptsächlich in Ländern.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)