Seite:OAWeinsberg 204.png

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Der früher, wie fast überall, um die Kirche herum gelegene Kirchhof wurde nach der Jahrszahl über dem Eingang im Jahr 1596 vor das Dorf hinaus auf eine westlich davon gelegene Anhöhe verlegt, wo er, von einer hohen Mauer umgeben, eine trockene Lage hat.

Der dadurch freigewordene Platz vor der Kirche ist theilweise zu einem Garten für den Schuldienst angelegt.

Nördlich von der Kirche, nur durch eine Querstraße und einen Kirchplatz von ihr getrennt, liegt das gut gebaute Pfarrhaus. Auf dessen Rückseite steht eine stattliche Scheuer mit kleinem Hofraume, der in einen Blumen- und Küchengarten führt. Das Stift Oberstenfeld, das früher den Pfarrer nominirte und durch einen eigenen Pfleger in Weinsberg besoldete, war auch Eigenthümer des Pfarrhauses bis zum Jahr 1803, wo das Stift an den Staat Württemberg überging, seit welcher Zeit nun die Finanzverwaltung die Baulast hat.

Das erst im J. 1846 erneuerte und massiv aufgeführte Rathhaus am östlichen Abhang des Kirchplatzes, auf welchen hier wohl erhaltene Staffeln hinaufführen, hat zu ebener Erde, an die mittlere Hauptstraße stoßend, eine gut eingerichtete Kelter mit zwei Bäumen, im zweiten Stock, mit dem Eingang vom Kirchplatze aus, einen geräumigen hellen Gemeindeversammlungssaal mit Geschäftszimmer, Registratur etc. Unterm Dach des Rathhauses ist das wohlverwahrte heizbare Ortsgefängniß.

Eine zweite Kelter mit vier Bäumen und steinernem Stock steht an der mittleren Straße des Dorfes.

Das schon ziemlich alte Schulhaus steht an einer zweiten, parallel mit der Hauptstraße gegen den Kirchplatz hinauf ziehenden Ortsstraße, unweit von der gegenüber höher gelegenen westlichen Seite der Kirche. Es enthält zu ebener Erde zwei nicht sehr geräumige, etwas niedrige Lehrzimmer für den Schulmeister und Gehilfen und derzeit 187 Kinder, und im oberen Stocke die Wohngelasse für die Lehrer.

Die Baulaust hat die Stiftungspflege des Orts, subsidiarisch die Gemeinde.

Das Armenhaus steht am südlichen Ausgang des Orts.

Das massive Gemeindebackhaus, 1856/57 neu gebaut, liegt an der mittleren Hauptstraße unfern vom Rathhaus.

Das Ortswappen ist ein halber Eber in einem Feld.

An Trinkwasser, das zwei öffentliche laufende in ausgezeichneter Güte und sechs Pumpbrunnen in minder guter, etwas harter

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)