Seite:OAWeinsberg 211.png

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unregelmäßig gebaute Ort senkt sich gegen Süd-Ost in die Bachniederung hinab und zeigt neben wenigen ansehnlichen zweistockigen Gebäuden viele kleine, niedrige Wohnungen. Holzbau mit steinernen Unterstöcken oder leichten Sockeln kommt gewöhnlich vor.

Fast in der Mitte des Orts steht auf einem freien Platze das im Jahr 1833 von der Gemeinde erbaute Schul- und Rathhaus, in welchem zu ebener Erde Holz- und Vorrathskammern, im ersten Stock das geräumige, helle Lehrzimmer für dermalen 60 Kinder, und im zweiten Stock das geräumige Rathszimmer mit Zubehör enthalten ist. Unter Dach ist das heizbare Ortsgefängniß. Auf dem First ist ein Thürmchen mit Glocke.

Die Ortskelter mit zwei Bäumen und zwei englischen Pressen, früher Eigenthum der v. Weiler’schen Gutsherrschaft, jetzt in’s Eigenthum der Gemeinde übergegangen, steht am Fuße des Hundsberges zwischen hier und Eschenau.

Sehr gutes, reines Trinkwasser erhält der Ort von den über ihm liegenden Löwensteiner Bergen in zwei laufenden und zwei Pumpbrunnen, welche selbst in den heißesten Sommern nicht versiegen.

Für Feuersgefahr ist eine kleine Wette vorhanden, durch welche das kleine Ortsbächlein lauft. Auch ein kleiner Weiher liegt auf der östlichen Seite des Dorfs. Sonstige Quellen, namentlich auch periodisch fließende (sog. Hungerbrunnen), kommen nicht vor.

Die Einwohner zeichnen sich vor denen des Mutterorts als Bergbewohner auffallend aus, wie durch größeren, kräftigeren Körperbau, bei welchem von dem dort so häufig vorkommenden Cretinismus keine Spur zu finden ist, so auch durch größere Lebendigkeit des Geistes. Ihre Vermögensverhältnisse sind im Allgemeinen besser, und man findet nicht so viele Arme, wie dort. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 33 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 4–5 Morgen, der geringste 1/2–1 Morgen. Ganz Besitzlose, welche nur mit Taglohn sich nähren können oder der öffentlichen Fürsorge anheimfallen, gibt es wenige.

Die nur 728 Morgen große Markung, welche einen fruchtbaren Diluviallehm- und Mergel-Boden hat, enthält. 45 Morgen Gärten und Länder, 176 Morgen willkührlich gebaute Äcker, 161 Morgen Weinberge, wovon zwei zu andern Culturen verwendet sind, 131 Morgen zweimähdige und 2 Morgen einmähdige Wiesen, 1561/2 Morgen Laub- und 111/2 Morgen gemischte Waldungen, 21/2 Morgen Waiden, 8 Morgen Öden, 1 kleinen Weiher.

Davon gehören dem Staate: 111 Morgen Laubwald; der

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)