Seite:OAWeinsberg 221.png

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halten hat. Die gewünschte Errichtung einer ständigen Pfarrverweserei ist vorläufig abgelehnt worden.

Bei der Ablösung der Gefälle und Zehnten nach dem Gesetz von 1848/49 waren gefällberechtigt: die Staatsfinanzverwaltung, der Fürst von Löwenstein, die Stiftungspflege Weinsberg, die Stiftungspflege Ellhofen.


Eschenau,


Gemeinde II. Cl. mit Marktgerechtigkeit. 1) Eschenau mit 981 Einwohnern, worunter 3 nach Affaltrach eingepfarrte Katholiken und 95 Israeliten mit eigener Synagoge. 2) Wieslensdorf, Weiler mit 85 Einwohnern. 3) Waldhof, Haus mit 3 Einwohnern. Gesammteinwohner: 1036.

Das freundliche, ziemlich regelmäßig gebaute Marktdorf liegt 23/8 Stunden (geom.) östlich von der Amtsstadt, in und an einem Seitenthälchen der Sulm, welches erst mit dem Wilhelmsbach – parallel mit dem Sulmthale – und durch den von Eichelberg sich herabsenkenden Höhenzug davon geschieden, von Süden nach Norden zieht und dann unterhalb des Dorfes, mit dem Thaleinschnitt des Michelbachs nach Westen umbiegend, unterhalb Affaltrach in das Sulmthal ausmündet. Es schmiegt sich hier in die Ecke ein, welche der von Nordwest herkommende, das Sulm- und Brettachgebiet scheidende Höhenzug bildet, zu einem leichteren Übergang sich verflachend, ehe er südlich wieder in gewaltigeren Massen zu den Löwensteiner Bergen aufsteigt und so in Norden, noch mehr in Ost und Süd-Ost dem Dorfe eine schützende Wand bietet.

Von der Bachsohle leicht ansteigend ziehen sich zwei breite, steinbeschlagene und gekandelte Hauptstraßen in einem stumpfen Winkel gegen Nord und Ost, an deren Einer das gutsherrliche Schloß und etliche recht ansehnliche, zum Theil in städtischem Styl gebaute und verblendete Wohnungen, vermischt mit niedrigeren nur einstockigen, zu beiden Seiten lagern. Die Wohnungen der Israeliten, wenigstens der wohlhabenderen, zeichnen sich gewöhnlich vor den ländlichen ebenso aus, wie die Kleidung ihrer Bewohner vor der der Bauern und Weingärtner. Holzbau ist hier der gewöhnliche, steinerne Unterstöcke sind nicht häufig, mehr steinerne Sockel mit Holzbau.

Von ummauerten Gartenanlagen mit Staketenthor, Gewächshaus, Gartensalon und Vorplatz auf der vordern Seite, von ummauertem Hof mit Ökonomiegebäuden auf der hinteren umgeben, steht das stattliche, dreistockige, im Jahr 1745 von Freiherrn von Killinger durch Leopoldo Retti in italienischem Styl massiv

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)