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nimmt nun die Gäste, statt von Norden, von Süden an der hier vorüberziehenden Landstraße auf.

Die zum Theil nicht unansehnlichen zweistockigten Häuser ziehen sich an dem alten, nun verlassenen Straßenstich – von Gärtchen unterbrochen – 11/2 Achtelsstunden lang – gegen das obgedachte Seitenthälchen der Roth hinab. Es gehören aber zu Finsterroth auch die auf der südlichen Anhöhe gelegenen 3–4 kleinen Höfe, das Bergle genannt, zwei einstockige Gebäude, der Binsenhof genannt, und ein auf der Anhöhe gegen Wüstenroth gelegener, 1/8 Std. entfernter Hof (das welsche Dörfle genannt), sowie einzelne auf gleichem Niveau mit ihm liegende, im Felde zerstreute Häuser mit Hausnamen.

Man hat hier mehr den Anblick zerstreuter kleiner Höfe, als eines Dorfes. Es sind im Ganzen 77 Haupt- und 60 Nebengebäude.

Ein eigener Begräbnißplatz liegt südlich vom Ort bei obgedachtem sog. welschen Dörfle. Die Baulast hat die Gemeinde.

Sehr gutes Trinkwasser gibt eine aus einer senkrechten Felsenwand im Thälchen am östlichen Ende des Dorfes nächst der Straße hervorsprudelnde Quelle, in Röhre gefaßt. Oben im Dorf ist ein sog. Radbrunnen (Schöpfbrunnen) und einige Pumpbrunnen.

Die einzelnstehenden Häuser erhalten ihr Trinkwasser von dem gedachten Schöpf- und von einigen Pumpbrunnen.

1/16 Stunde oberhalb der untersten, im Thaleinschnitt liegenden Häuser des Dorfes ist ein tiefer, die ganze Thalbreite ausfüllender, 7 Morgen haltender See, der neue See genannt, mit einem das Thal quer durchschneidenden Damme eingedämmt, auf seinem östlichen Ufer von einem fast senkrecht ansteigenden Nadelwalde beschattet. Die von der Höhe von Neuhütten herkommenden Quellbächlein speisen und durchziehen ihn. An Fischen beherbergt er Karpfen und Hechte. Er ist Eigenthum des Müllers und von diesem verpachtet.

Eine kleine Viertelstunde unterhalb, zwischen dem östlichen Ende des Dorfes und der Ausmündung des Wiesenthaleinschnittes in das Roththal ist der kleine, sog. Mühlsee, welcher mit dem durchziehenden kleinen Bach eine Mühle von zwei Mahlgängen und einem Gerbgang treibt, und zur Wässerung der angränzenden Wiesen benützt wird.

Die nur 564 Morgen große Markung enthält 12 Mrg. Gärten und Länder, 252 Morgen willkührlich gebaute Äcker, 35 Morgen zweimähdige und 216 Morgen einmähdige Wiesen, nur 1 Morgen Laubwald, 7 Morgen Waide, 1 Morgen Öde.

Der Gemeinde gehören davon 1 Morgen Ackerfeld, 2 Morgen Wiesen, 3 Morgen Waide.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_232.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)