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Der größtentheils magere, grobsandige Boden eignet sich weniger für den Getreide-, als für den Kartoffelbau, zumal da der Winter hier sehr lange dauert und oft ungeheure Schneemassen mit heftigen Winden bringt. Vergl. das über die klimatischen Verhältnisse des Bezirks oben Gesagte.

An Dinkel wird der Ertrag eines Morgens zu höchstens bis 4 Scheffeln, an Haber zu 4 Scheffeln geschätzt.

Roggen und Gerste werden ziemlich viel gebaut und erträgt der Morgen 2 Scheffel Roggen und 21/2 Scheffel Gerste.

Absatz nach Außen findet nicht statt, vielmehr muß Brod von Außen eingeführt werden.

Die Landwirthschaft wird nur von einzelnen größeren Grundbesitzern mit verbesserten Ackergeräten betrieben. Der Begütertste besitzt 49–55 Morgen, die Mittelklasse 8–10 Morgen. Ohne Grundbesitz sind ca. 10–11 Einwohner. Daneben nähren sich 21 Einwohner mit kleinen Gewerben, 37 Einwohner mit Hausierhandel im Kleinen, 6 mit Fuhrwesen, Verführen von Mineralwasser aus Böhmen, Nassau etc., mit Käshandel etc., 1 mit Holzhandel im Größeren, Verführen von Bauholz, Schnittwaaren etc.

Darüber sind Manche 1/2 Jahr von Hause abwesend. Frau und Kinder bauen unterdessen die wenigen Gütlein. Der nachtheilige Einfluß, den dieses Herumziehen auf das häusliche und sittliche Leben hat, ist oben schon in Abschn. III. 2. erörtert worden. Von dem, was auf diesen Handelsreisen gewonnen wird, kommt bei Manchen selten etwas nach Hause. Und der Handel selbst hat bei der neueren Vervielfältigung der Verkehrsmittel und Verkehrswege nahezu sein Ende erreicht, so daß es zur Nothwendigkeit wurde, auf andere Erwerbszweige zu denken, was freilich bei dem geringen Grundbesitz, bei dem ziemlich sterilen Boden und bei dem Mangel an Gewöhnung zu strenger Arbeitsamkeit seine besonderen, großen Schwierigkeiten darbietet. Daher sah man sich genöthigt, im Jahr 1856 auch diese Gemeinde in besondere Staatsfürsorge zu nehmen.

Die höchsten Preise eines Morgen Ackers sind hier 110 fl., die mittleren 70–80 fl., die geringsten 15–20 fl.

Die Wiesen sind außer 35 Morgen im Thale nur einmähdige. Das Nachgras wird meistentheils grün verfüttert.

Im Jahr 1853 wurden mehrere versumpfte Wiesen auf Anregung des landwirthschaftlichen Vereins durch Drainirung verbessert. Der Ertrag eines Morgens wird auf 15–18 Centner Heu geschätzt. Öhmd von den zweimähdigen ca. 5 Ctr.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_233.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)