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alte Uhr und zwei Glocken sich befinden; die größere, die ältere, trägt die vier Evangelistennamen; die kleinere hat die Inschrift: Joh. Georg Rohr in Heilbronn. Gott gibt Rath und That. 1718. u. s. w.

An der der Landstraße zugekehrten Querseite dieses abgebrochenen Kirchleins (Capelle) waren eingemauerte Steine mit 1) einem Basrelief, darstellend eine unförmliche menschliche Figur mit ausgestreckten Armen, in der Rechten einen Stab haltend; auf beiden Seiten ein Vogel nebst Ornamenten; 2) zwei andere Basreliefs, viel älter als das erstere. Man erkennt darauf noch einen Pfeilschützen mit Bogen und einem Adler. Vgl. Württemb. Jahrbücher 1820/21. S. 274.

Leider wurden beim Umbau diese Steine nicht beachtet und zu einer Fütterungsmauer an einem durch das Dorf ziehenden Landstraßengraben unweit des Schulhauses verwendet, wo sie kaum noch erkenntlich und zugänglich sind.

Beim Abbruch des Altars wurden in denselben Reliquien gefunden, Beinchen von Johannes Bapt. Bartholomäus Apost. Stephanus, XI. mill. Virg., zwei kleine Gefässe mit angeklebtem, die Reliquien bezeichnenden Pergamentstreifen, ein kleiner Kolben aus grünem Glas mit der Jahrzahl Mii8 (1208). Der Fund wurde in den Grundstein des neuen Schulhauses wieder eingemauert.

Das im Jahr 1842 auf dieser Area von der Gemeinde gebaute kleine Schulhaus für damals 52 Kinder enthält im unteren Stock das nicht sehr geräumige Lehrzimmer, welches nach wenigen Jahren erweitert werden mußte, und im oberen die Wohngelasse für den Lehrer und seine Familie.

Unweit des Schulhauses ist das der Gemeinde gehörige, mit einem Privathause zusammenhängende Raths- und Registraturzimmer, mit Lokal zu öffentlichen Geräthschaften, auch das Ortsgefängniß.

Die Ortskelter steht unweit vom Schulhause an der obgedachten Land- und Poststraße und hat 3 Bäume.

Unweit davon ist das kleine, der Gemeinde gehörige Armenhaus.

Ein Gemeindebackhaus wird erst errichtet werden.

Recht gutes Trinkwasser liefern zwei an der Landstraße rechts und links befindliche laufende Brunnen, ein öffentlicher Pumpbrunnen und ein Privatpumpbrunnen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde und wohlgewachsene Leute. Von Cretinismus findet sich bei den günstigen climatischen Verhältnissen keine Spur. Nur vom sogen. Besessenseyn kam im vorigen Jahrzehend bei einer ledigen Weibsperson ein Aufsehen

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)