Seite:OAWeinsberg 258.png

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zugeschrieben. Dr. Rösch fand hier im Jahr 1844 unter 354 Einwohnern 9 Cretins = 2,54 pCt. Der enge Thaleinschnitt ist etwas sumpfig und dumpfig. Von der Nähe des Gebirges, wo der Winter immer etwas früher, der Frühling etwas später einzieht, als im unteren Thale, erhalten die niedrigen Weinberge nicht selten Frühlingsfrost. Seltener kommt Hagelschlag vor. (1822. 1859.)

Die Einwohner leiden, wie schon oben bemerkt, auch physisch unter der Ungunst der klimatischen Verhältnisse, und selbst in Beziehung auf ihre geistigen Fähigkeiten, worin sie der Umgegend nachstehen, ist dieser Einfluß unverkennbar. Nirgends trifft man weniger Aufgewecktheit und Lebendigkeit der Köpfe, als in der Schule dieses Ortes. Übrigens sind die Bewohner im Allgemeinen fleißig in ihrem Berufe, sparsam und geordnet, nicht ohne Sinn für Religion und Kirchlichkeit. Ihre ökonomischen Verhältnisse gehören zu den mittelmäßigen. Die Wohlhabendsten besitzen bis zu 50–55 Morgen, die Mittelbegüterten 24–26 Morgen, die Ärmeren 2–3 Morgen, welche meist schuldenfrei sind.

Die Haupterwerbsquellen sind Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau. Schildwirthschaften sind zwei hier. Die für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse arbeitenden Handwerksleute sind vorhanden, außer Bäckern und Metzgern, welche fehlen.

Die nicht sehr bedeutende, 1192 Morgen große Markung enthält 16 Morgen Gärten und Länder, 223 Morgen Äcker, worunter 186 Morgen flürlich und 37 Morgen willkührlich gebaute, 138 Morgen Wiesen, 108 Morgen Weinberge, wovon 11 Morgen zu anderen Culturen verwendet sind, 650 Morgen Waldung, wovon 550 Morgen der fürstl. Löwenstein’schen Grundherrschaft gehören.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben; verbesserte Ackergeräthschaften haben allgemeinen Eingang gefunden. Der alte Pflug ist überall dem Brabanter gewichen. Laubstreue bieten die fürstlichen Waldungen, in welchen die Gemeinde Streugerechtigkeit hat. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten: Dinkel, Einkorn, Gerste, Weizen und etwas Haber, Roggen nur zu Gewinnung von Bändern, wobei der durchschnittliche Ertrag pr. Morgen auf 6–8 Scheffel Dinkel, gegen 4–5 Scheffel Gerste und Weizen, 6 Scheffel Haber geschätzt wird. Die Brache wird ganz mit Kartoffeln, Futterkräutern, etwas Hanf und Flachs, Ackerbohnen, viel Angersen, Zuckerrüben für Heilbronn und zum Viehfutter eingebaut. Kraut wird in eigenen Ländern gebaut. Über den eigenen Bedarf erfolgt Absatz an die Bäcker der Nachbarschaft, welche in den Ort kommen. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 600 fl., der mittlere

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_258.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)