Seite:OAWeinsberg 275.png

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1694 hatte sie eigene beständige Vicarien. Von 1694–98 war sie Filial vom Diaconat in Löwenstein, 1698–1701 Filial von Wüstenroth. Von 1701–1739 wurde sie wieder durch eigene beständige Vicarien versehen. Im Jahr 1739 wurde eine eigene Pfarrei hier errichtet, dieselbe aber – nebst der Schule – aufgehoben i. J. 1811, von wo an Lichtenstern Filial der Pfarrei Löwenstein ist.

Die Anstaltsangehörigen haben ihren Gottesdienst seit Errichtung der Anstalten in der restaurirten Klosterkirche durch den Inspektor der Anstalt, welcher Theolog ist, unter Wahrung der Löwensteiner Parochialrechte.

7) Die Mittelmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Ölmühle, und

8) die Obermühle mit einem Mahl- und einem Gerbgang, liegen nur je 1/8 Stunde (geometrisch) von der Stadt entfernt am westlichen Fuße des Löwensteiner Berges, in dem schroffen Thaleinschnitte der hier noch jugendlichen Sulm; letztere oberhalb und erstere unterhalb des Theußerbades und seiner kleinen von der Sulm getränkten Seen. Hart an ersterer zieht das schmale Vicinalsträßchen vorüber, welches von der Poststraße ab in’s Theußerbad führt.

9) a. Der Weiler Reisach liegt 1/2 Stunde (geom.) nordöstlich vom Mutterorte Weinsberg entfernt, durch den Wolfertsberg und durch die von Lichtenstern her in das Sulmthal ausmündende Thalschlucht davon getrennt, auf einem westlichen Vorsprunge des Löwensteiner Gebirges, welcher, obwohl tiefer als Löwenstein liegend, einen herrlichen Ausblick über das ganze Sulmthal bis zu seiner Ausmündung in’s Neckarthal gewährt. Der sich am Gebirgsabhange lang hinstreckende Ort ist von Weinbergen rings umgeben. 150 Morgen gehören Reisach an, welches auch theilweise einen ausgezeichneten Wein producirt, der in’s Thal, wie auf den Mainhardter Wald und weiterhin seinen Absatz findet und um einige Gulden höher als der Löwensteiner bezahlt wird. Der Ertrag eines Morgens wird zu 4 Eimern geschätzt. Die Preise eines Morgen Weinbergs bewegen sich hier zwischen 300–700 fl.

Minder bedeutend ist bei dem abhängigen Terrain die Landwirthschaft. Die Wiesen liegen zumeist in dem Thalgrunde des von Lichtenstern herkommenden Schlierbaches und oberhalb des Frankenhofes.

Der Obstbau ist beträchtlich.

Der Ort gehörte zur Herrschaft Löwenstein (vergl. Hirrweiler), hat eine eigene Schule und in dessen Folge einen eigenen

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_275.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)