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Das Bad selbst war schon im 16. Jahrhundert im Gebrauch und wird, nach seiner Lage „bei Löwenstein“ bezeichnet, von Johann Winter (Guintherius) aus Andernach in seinem im Jahr 1565 zu Straßburg erschienenen Commentarius de balneis (S. 91) erwähnt. Monographien darüber veröffentlichten im Druck Melchior Meisner 1665, Joh. Christoph Eisenmenger, Physicus ordinarius zu Heilbronn, 1668 und Dr. Dietr. Christoph Scharff, gleichfalls Phys. ordin. zu Heilbronn, letzterer unter dem Titel: Neue Beschreibung deß … bey und unter der hoch-gräflichen Residenz Löwenstein reichlich hervorfließenden Gesund-Brunnens. Heilbr. 1733. 8. Scharff schon konnte den Ursprung des Namens Theusser Bad, welcher neben der Bezeichnung Löwensteiner Bad aufkam, nicht mehr aufspüren (S. 4); Theuß mag wohl ein früherer Besitzer oder Badadmodiator gewesen seyn; jedenfalls ist die Ableitung des Namens von einem Kartheuser-Kloster, dergleichen nie eines in der Nähe bestand, unrichtig. Nach Scharff wurde, weil sich das Bad in Folge der vorangegangenen Kriege in einem schlechten Zustande befand, der damalige Apotheker Walz von den Grafen von Löwenstein beauftragt, das Fehlende zu ergänzen und neue Badzüber und Kessel einrichten zu lassen. Es wurde nun in solchen Stand gesetzt, daß drei aneinanderstoßende Gebäude, das mittlere dreistockig, vorhanden waren. Parterre waren die Wirthschaftszimmer und das Bad; letzteres durch eine Bretterwand in ein Männer- und Frauenbad getrennt. Die oberen Etagen nahmen in 17 Zimmern und Kammern die Kurgäste auf. Den Gebäuden gegenüber war am Fuße des Berges eine Mauer mit Schießscharten errichtet, wodurch ein Hof gebildet wurde, der gegen Osten und Norden je durch ein Thor geschlossen war. Über dem nördlichen Thore war ein bedeckter Gang angebracht, welcher von den Zimmern zu der noch innerhalb der Mauern befindlichen Quelle führte. Bei den benachbarten Müllern (der oberen und Mittelmühle, Nr. 7 und 8), waren schon damals fremde Mineralwasser, Eger-, Selterser Wasser etc. mit Eselsmilch um billigen Preis zu haben. Das Lustschlößchen war damals schon vorhanden, mußte aber 1822 renovirt werden. Im J. 1801 wurde das mittlere Gebäude abgebrochen und das gegenwärtige Badehaus erbaut, in welchem aber erst im J. 1836 die Cabinette und die Wasserleitung mit Hahnen eingerichtet wurden.[1] Früher Eigenthum der Fürsten von Löwenstein, wurde es im J. 1800 im Erbpacht verliehen und ist


  1. Die neueste Monographie ist: Theusserbad bei Löwenstein. Heilbronn. Schell, 1844. 8.
Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_278.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)