Seite:OAWeinsberg 282.png

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bewohnbare Schloß mit zwei einen gepflasterten Hofraum einschließenden Flügeln, durch einen natürlichen tiefen Felsengraben und eine hölzerne Brücke mit einem felsigen im Westen ummauerten Vorplatze verbunden, welchen eine zweite Ringmauer mit halb abgetragenen Eck- und Thorthürmen und ein gewölbtes Thor abschließt. Im Süden ist ein äußerer Graben mit Vormauer, die auf den Felsen aufsitzt, ca. 10–12′ breit. In der südöstlichen Ecke ein abgetragener runder Thurm mit trefflicher Aussicht über das Brettachthal hinweg bis Mainhadt, über das Dorf Brettach und nördlich in das Hohenlohische hinein. Das auf der südöstlichen Seite stehende v. Weiler’sche Schloß ist abgetragen und es steht nur noch die Ruine des unteren Stockes. Das in der nordöstliche Ecke stehende Schloß der v. Gemmingen ist noch bewohnbar. Südwestlich davon das bewohnbare Amthaus. In der nördlichen Ecke ist noch ein abgetragener runder Thurm – und auf der Südseite steht noch ein nicht höherer runder, oben hölzerner und 8eckiger Thurm, auf welchem früher die Glocken aufgehängt waren (so wie die Uhr). Die Glocken hatten früher die herrschaftlichen Amtsknechte – als Meßner – bei Gottesdiensten, Leichen etc. zu läuten. Dieß ist jetzt abgethan, Glocken und Uhr sind jetzt auf dem Kirchenboden (s. Kirche). Im westlichen Vorplatze vor dem Thore stehen bei ummauerten, gutsherrschaftlichen Grasgärten und Ländern sechs alte schattigte Linden und Kastanien und der vor dem äußersten Thore gegen Süden in die Tiefe hinabziehende Schloßgraben mit Felsen und Mauern zu beiden Seiten ist dicht mit Holzgebüsch bewachsen.

Eine Ringmauer, welche unter dem Schloßfelsen im Osten herumläuft und welche die äußere Grundmauer des Pfarrhauses, Pfarrgartens, Schul- und Wirthshauses bildet, weist noch jetzt auf das Daseyn eines Städtchens hin, welches nach alten Urkunden um die, durch seine Felsen und eine hohe Mauer davon abgesonderte Burg herum lag und seine eigenen Thore hatte, übrigens, wie diese alten Umfassungsmauern zeigen, so wie der enge Raum, welchen der Berg bietet, einen sehr kleinen Umfang hatte. Es war und ist noch jetzt eine einzige Reihe von auf der Stadtmauer ruhenden, oder an die Felsen angebauten Häusern, zwischen welchen ein sehr schmaler, felsiger Weg an’s andere Ende führt; zum Theil über den Fenstern der tiefer liegenden Häuser, wie z. B. beim Pfarrhause.

Tief unten am östlichen Fuße des Berges mit einzelnen gegen ihn ansteigenden Häusern liegt der große Weiler Brettach an dem Flüßchen gleichen Namens, das aus Südosten vom Mainhardter Walde herkommt, Anfangs ein ganz schmales, waldbewachsenes Thal bildet, erst hier sich etwas verbreitert und Raum für ein Dorf bietet.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_282.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)