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Haus war langher das Schildwirthshaus, in dessen Saale die Raths- und Gemeindeversammlungen gehalten wurden. Eine Zeit lang war es ganz eingegangen; jetzt ist es wieder Wirthshaus und die Rathsversammlungen werden jetzt im frühern herrschaftlichen Amthaus – innerhalb des Schloßraumes – gehalten.

Trotz der hohen Lage hat der Ort gutes, frisches Quellwasser in einem Pumpbrunnen. Zwei andere Quellen sind ebenfalls zu Brunnen gefaßt – Schöpfbrunnen – mit sehr gutem, nie versiegendem Wasser.

Die ganze Gegend, die Parzellen und die Gemeinde Neuhütten mit eingeschlossen, führt den gemeinschaftlichen Namen der „Burgfrieden“, und die Einwohner sind ihres eigenthümlichen Charakters und ihrer eigenthümlichen Verhältnisse wegen als Burgfriedler renommirt. (Vgl. III. 2.) Die ökonomischen, wie die sittlichen Verhältnisse der Gemeinde haben im Jahr 1856 ihre Aufnahme unter besondere Staatsaufsicht nöthig gemacht.

Was die Vermögensverhältnisse betrifft, so sind zwar Viele nicht ohne Grundbesitz. Aber dieser ist theils sterilerer Natur bei der Höhe der Lage, dem mageren, felsigten Boden und der Rauhigkeit des Klima’s, theils war er bis 1848 mit bedeutenden Grundlasten beschwert. Eine unverhältnißmäßig große Zahl der Einwohner dagegen ist ganz unbemittelt und auf Holzmachen, Holzarbeiten, Besen- und Schindelnmachen etc., und Handel angewiesen, was von entschieden nachtheiligem Einfluß auf sittliches und häusliches Leben und Kindererziehung ist. Im Einzelnen beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz in der Parzelle Brettach 86 Morgen, der mittlere 20 Morgen, in Oberheimbach 55 Morgen, aber besserer Qualität. Ohne Güterbesitz sind in Brettach ca. 10–12 Glieder der Gemeinde, in Oberheimbach noch viel wenigere, mehrere in Busch.

Flürlich werden die Felder nicht gebaut, weil die Markung zu klein und der Besitz zu getheilt ist.

Die im Ganzen 3058 Morgen große Gemeindemarkung enthält 83 Morgen Gärten und Länder, 837 Morgen Äcker, 737 Morgen zweimähdige und 222 Morgen einmähdige Wiesen, 647 Morgen Laub- und 370 Morgen gemischte Waldung, 2 Mrg. Nadelwald, von welchen Waldungen der Grundherrschaft 206 Morgen, der Gemeinde 19 Morgen gehören. Davon sind gegen 800 Morgen Wald Privat-Eigenthum. Fast jeder größere Güterbesitzer hat mehrere Morgen Wald, was besonders wegen der Streue großen Werth hat.

An Äckern besitzt die Grundherrschaft 65 Morgen, welche verpachtet sind. Man baut vorzüglich Dinkel, Gerste, weniger Haber.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_285.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)