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Wiesen und 1027 Morg. Laubwaldung, wovon 1024 Morg. der Grundherrschaft, dem Fürsten von Löwenstein, und nur zwischen 2 und 3 Morg. der Gemeinde gehören. Von den 52 Morg. Äcker sind 4 Morg. und daneben 19 Morg. Wiesen Gemeindeeigenthum. Der Grundherrschaft gehören von den Wiesen 27 Morg.

Wo eine ganze Gemeinde nur 52 Morg. Ackerfeld hat, da kann von Landwirthschaft kaum die Rede seyn. Es leuchtet von selbst ein, daß kaum der Bedarf weniger Familien gebaut werden kann. Der Boden wäre übrigens nicht unergiebig. Die Wiesen, meist an den Abhängen und im Thale gelegen, liefern per Morgen 20–25 Ctr. Heu, und ca. 10–12 Ctr. Öhmd. Das Nachgras der nahe gelegenen Gärten wird grün verfüttert. Die Preise eines Morgens Ackers bewegen sich zwischen 100–200 fl., die eines Morgens Wiesen zwischen 175–180 fl.

Die Obstzucht ist im Verhältniß zur Markung bedeutend. Die Bäume werden sorgfältig behandelt und gewähren einen guten Ertrag. Übrigens findet man mehr Most- als edlere Sorten wegen der langdauernden Frühlingsfröste.

Der Ertrag der Wiesen wird für 81 Stück Rindvieh benützt. Unter diesen waren bei der neuesten Aufnahme nur 10 Ochsen und Stiere, 45 Kühe und 26 Stück Schmalvieh. Man findet hier, wie überall in der Gegend, den sog. kleineren Neckarschlag, wiewohl von minderer Stärke, zu dessen Nachzucht ein tüchtiger Farren auf Kosten der Gemeinde von einem Bürger gehalten wird. Die Gemeinde überläßt ihm hiezu 31/2 Morgen Wiesen und das Sprunggeld von etwaigen Auswärtigen. Pferde sind nur 6 in der Gemeinde vorhanden; Schafe keine; Ziegen dagegen, besonders bei den vorhandenen vielen Armen, 29; Schweinszucht kommt nur bei den wenigen Wohlhabenderen vor. Es waren bei der letzten Aufnahme 10 Mutterschweine und 12 Mastschweine vorhanden; die Bienenzucht ist auch nicht bedeutend. Es waren am 1. Januar d. J. 32 Stöcke in der Gemeinde.

Vor einem Jahrzehnt ungefähr wollte der Gemeinde durch Errichtung einer Thonwaarenfabrik aufgeholfen werden, wozu die Thongruben im benachbarten Stangenbach Veranlassung gaben. Die Sache fand aber weniger Fortgang, weil es an Absatz fehlte, und das Etablissement wurde von den Gebrüdern Pilger in Heilbronn angekauft und in eine mechanische Weberei mit Färberei umgewandelt, welche durch ihre Bauten und Anlagen die Gegend belebt und gegen 60 junge und alte Leute der Umgegend beschäftigt und in Nahrung setzt.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_315.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)