Seite:OAWeinsberg 335.png

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Von der Oberamtsstadt ist das Dorf (über Schwabbach) 3 (geom.) Stunden entfernt und mit dem Mutterorte durch eine schmale, ebene, guterhaltene Vicinalstraße verbunden.

Die früher hier stehende kleine Kapelle mit Thürmchen, in welcher jährlich an einem beliebigen Feiertage vom Pfarrer des Mutterorts eine Predigt zu halten war, ist im Jahr 1839 abgebrochen und dagegen das für die neuerrichtete Schule in der Mitte des Orts an der Straße gebaute kleine Schul- und Rathhaus mit einem Thürmchen versehen und die Ortsuhr dahin versetzt worden. Das Rathszimmer etc. ist zu ebener Erde; das Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters ist im zweiten Stocke.

Die Gemeindekelter steht im Orte, ziemlich in der Mitte, ganz von Stein gebaut und hat drei Bäume.

Trinkwasser liefert kein laufender, sondern nur Privatpumpbrunnen.

Für Feuersgefahr ist, da der kleine Bach oft fast versiegt, ein sehr kleiner Weiher in der Mitte des Orts angelegt.

Die Einwohner tragen denselben Hohenlohischen Volkscharakter, wie die im Mutterorte Bitzfeld, beinahe noch in schärferer Ausprägung. Im Allgemeinen sind sie vermöglicher als jene. Der größte Güterbesitz beträgt in Einer Hand 36–40 Morgen, der geringste 3 Morgen.

Die im Ganzen 1009 Morgen umfassende Markung enthält 17 Morg. Gärten und Länder, 200 Morg. Äcker, 127 Morg. Wiesen, worunter 28 Morg. einmähdige, 164 Morg. Weinberge, von welchen 26 Morgen zu anderen Culturen verwendet werden, 445 Morgen Laubwald, 16 Morg. Öden. Der Weinbau ist also hier beinahe um das Doppelte bedeutender als im Mutterorte, da die gegen Süden neigenden und im Norden geschützten Abhänge des obengedachten Höhenzuges, nach Lage und Boden (Keupermergel) sich ganz für den Weinbau eignen. Die besten Felder liegen in der Nähe des Orts gegen Schwabbach hin. Dem Staate gehören von der Grundfläche: 2 Morg. Äcker, 2 Morg. Wiesen, 39 Morg. Wald; der Gemeinde: 70 Morg. Wald, 1 Morg. Öde.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe und mit Güllenbenützung fleißig betrieben. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, nur der Roggenbau ist seltener. Der Morgen liefert durchschnittlich 7, zuweilen 8 Scheffel Dinkel, 5 Schff. Gerste, 6 Schff. Haber. In der fast ganz angeblümten Brache werden wegen des unzureichenden Wiesenertrags in großer Ausdehnung Futterkräuter, vorzüglich dreiblättriger Klee, sodann Angersen,

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_335.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)