Seite:OAWeinsberg 339.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und ein mit Ziegeln gedecktes sogen. Satteldach hat. Von den drei Glocken, welche darauf hängen, ist die größte im Jahr 1493 von Joh. Bernh. Lachmann, die mittlere 1632 von Paul Arnold von Heilbronn gegossen. An der kleinsten steht: “Ludwig von Schmidtberg und Maria Magdalena von Menzingen, sein hohes Gemahl. Alles nach Gottes Willen. 1650. † ." Das Schiff der Kirche ist nach den alten Heiligen-Rechnungen und nach der Jahreszahl über dem rundbogigen Eingangsportale der Südseite im Jahr 1702 von Grund auf im Geschmack der damaligen Zeit ganz neu aufgebaut und die innere Einrichtung neu hergestellt worden. An ihrer Südseite ist ein einziges großes spitzbogiges Fenster mit einfacher Füllung und zu dessen beiden Seiten bedeckte Eingangstreppen, a) auf die Männerempore, b) zu einer kleinen sogen. Kirchenstube, deren Fenstern auf die gegenüberstehende Kanzel gerichtet sind, für die adelige Grundherrschaft. Sie ruht, rundgeschweift, in der Mitte auf einer Säule. Auf der gleichen Seite am Chor, resp. dem Thurme, liegt die sehr engräumige Sacristei mit einem engen, rundbogigen Eingang von außen. Der mit dem Schiffe durch einen breiten, rundbogigen Triumphbogen verbundene kleine, viereckige Chor hat im Süden und Norden zwei spitzbogige Fenster und schließt, außer dem frei darin stehenden Altar, auf der Ostseite eine Querempore für den Gemeinderath in sich. Bedeckt ist er mit einem Kreuzgewölbe, das in Rosetten zusammenläuft. An der nördlichen Wand des Chores ist ein großes steinernes Epitaphium von einem frühverstorbenen Sohn und letzten Erben von Carl Aug. Eman. v. Schmidtberg, letzten Abkömmling von Ludwig v. Schmidtberg, franz. Feldmarschall, gest. zu Carlsruhe 1777, mit den Wappen des Vaters v. Schmidtberg und dessen Ahnen, und der Mutter v. Günderode und deren Ahnen zu beiden Seiten. Die auf der Nordseite des Schiffes angebrachte Empore für die defecte kleine Orgel und die übrigen Emporen der West- und Südseite tragen viel zu Verfinsterung der kleinen Kirche bei. Unter dem runden Triumphbogen steht ein hohler fein ausgearbeiteter Taufstein, kelchartig, von marmorartig mit Ölfarbe angestrichenem Sandstein. Neben der Sacristeithüre im Schiff ist das Grabmal von Ludwig v. Schmidtberg franz. Feldmarschall und Oberst, † 1657; daneben das seiner Frau, † 1703. An der westlichen (Giebel-) Seite ist der Haupteingang vom Dorfe her, drei Staffeln abwärts in’s Schiff führend, ein rundbogiges Portal mit der Jahreszahl 1702 zwischen zwei viereckigen nur 4′ hohen Fenstern. Auf der Nordseite von der Ortsstraße her ist eine gute, steinerne, zur Empore und Orgel führende Staffel. Die Baulast hat die Gemeinde.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_339.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)