Seite:OAWeinsberg 362.png

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über den waldigten Höhenzug neuangelegte Vicinalstraße hergestellt worden, welche unterhalb Ellhofen in die Weinsberg-Löwensteiner Poststraße ausmündet. Früher konnte man, zumal bei schlimmer Witterung, zu Wagen nur auf einem großen Umweg von 4 Stunden über das Jägerhaus, Donbrun, Unter-Gruppenbach und Abstatt dahin kommen. Jetzt ist mittelst der von Unter-Heinrieth durch das Schotzachthal sich fortsetzenden Vicinalstraße die Verbindung des Sulmthales mit dem Bottwarthale vermittelt.

An der vom Schotzachthälchen leicht sich erhebenden und auf der andern Seite gegen das Buchbachthälchen sich abwärts senkenden Ortsstraße, sowie an den Seitengassen findet man mehrere ziemlich ansehnliche, zweistockige, mit steinernen Unterstöcken versehene Wohn- und Ökonomiegebäude, zum größeren Theil mit eigenen Hofräumen, daneben aber auch einige niedrigere, wenig Wohlstand verrathende. Die Hauptstraße ist ziemlich reinlich gehalten und theilweise gekandelt, und in der Nähe der Kirche zur Seite mit Steinplatten belegt, was auch bei dem Fußwege vom Filial Ober-Heinrieth bis zum Mutterorte der Fall ist und einen angenehmen Eindruck macht.

Ziemlich mitten im Ort, auf einer leichten Anhöhe, wohin 12 Rundstaffeln durch ein breites, rundbogiges Portal der vormaligen Kirchhofmauer von der Ortsstraße aus führen, liegt die alte, nach der Jahreszahl am vorderen Eckstein im Jahr 1722 nach Bedürfniß auf der Südseite styllos erweiterte Kirche. Der kleine, viereckige Chor, welcher dadurch in die nordöstliche Ecke des zu einem Viereck gewordenen Schiffes geschoben und durch einen hübschen, runden, mit eingehauenen Verzierungen versehene Triumphbogen mit ihm verbunden ist, ist eigentlich nur das untere, mit einem Kreuzgewölbe gedeckte, durch 3 vierstockige Fenster erhellte und mit Kirchenstühlen und Kästen vollständig verstellte Stockwerk des ziemlich hohen, bis an den Dachstock massiven, mit einem hochspitzen Ziegeldach gedeckten Thurmes, auf welchem 2 Glocken hängen, von welchen die größere die Jahreszahl 1821 mit der Inschrift trägt: gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg (wahrscheinlich umgegossen), die kleinere: gegossen von Gr. Ludwig Neubert 1781. Die Fenster sind durchaus lang und rundbogig. Die Sacristei mit Eingang von außen ist an der nördlichen Seite um 6 Staffeln über die Kirche erhaben angebaut, von welcher man auf die hoch an der Nordseite stehende Kanzel kommt. Der Altar ist unter der Orgel, welche an der Ostseite den Anfang der Emporen bildet. Das Innere der Kirche hat sonst nichts Bemerkenswerthes außer dem neueren Bildniße von Luther, welches am Reformations-Jubiläum von 1830 an der östlichen

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_362.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)