Seite:OAWeinsberg 391.png

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Klostersteige hinauf ziehend, hinter Hirrweiler die Löwenstein–Mainhardter Poststraße auf der Höhe wieder gewinnt. Die beiden, das Sulmthal in Norden und Süden umgränzenden, in Osten und Südosten in einem Bogen sich vereinigenden Höhenzüge treten gegen Willsbach zu beiden Seiten in leicht sich verflachenden, wellenförmigen Anhöhen hervor. Mit der sich im Affaltracher Thälchen in zwei Arme theilenden Sulm vereinigt sich an der Südseite des Orts ein links von Höslinsülz in einem leichten Thaleinschnitt herkommender kleiner Bach, welcher hier den Namen Hambach führt und von welchem ein Mühlbach mit einem Wehr ausgeht, der die Mühle (s. unten) treibt und unterhalb in die Sulm ausmündet.

Ein von Südwesten herkommendes kleines Bächlein, der sogen. Mäusebach, durchschneidet den Ort fast in der Mitte, läuft in einer Dohle unter der Poststraße durch und mündet bei der obgedachten steinernen Brücke in die Sulm.

Das Dorf gehört zu den größten des ganzen Bezirks und weist mit seinen vielen ansehnlichen, meist zweistockigen, mit steinernen Unterstöcken versehenen Wohn- und Ökonomiegebäuden auf größere Wohlhabenheit der Bewohner hin. An einer leichten Anhöhe jenseits der Sulm, kaum 1/16 Stunde entfernt, liegt noch eine kleinere, von dem Vicinalsträßchen nach Affaltrach durchschnittene Häusergruppe, scherzweise das Vorstädtlein genannt. Die Hauptstraßen des Orts sind steinbeschlagen und gekandelt.

Die dermalen im Bau begriffene Eisenbahn wird hier auf dem rechten Sulmufer eine Haltstation mit Bahnhofe bekommen.

Auf einer kleinen Anhöhe am nordwestlichen Eingange des Dorfes, an welcher die Weinsberg–Löwensteiner Poststraße vorüberzieht und auf welche vom Dorfe aus in Osten mehrere steinerne Staffeln hinaufführen, steht die, nach der Jahrszahl über dem spitzbogigen Portale der Westseite, wahrscheinlich als Kapelle im Jahr 1486 erbaute und später offenbar auf der Südseite um 12′ erweiterte helle und geräumige Pfarrkirche. Ihre Bauart trägt den Charakter der spät germanischen Periode, während der durch die südliche Verbreiterung aus der Mitte in die nordöstliche Ecke verschobene Chor auf frühere Zeit hinweist. Die langen und breiten Fenster sind rundbogig ohne Füllung, ebenso die zwei ziemlich niedrigen Portale auf der Nord- und Südseite; das Portal an der westlichen Giebelseite dagegen ist spitzbogig.

Der an der Ostseite stehende Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, ist bis zur Spitze 125′ hoch, in der ersten und zweiten Etage massiv, in der dritten und vierten

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_391.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)