Seite:OAWeinsberg 392.png

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Holzbau mit einem breiten und hohen spitzbogigen Fenster in der Ostseite und hat ein mittelhohes, mit Schiefer gedecktes Helmdach. Auf ihm hängen drei Glocken, wovon a) die mittlere die Jahrszahl 1436 trägt, mit den Namen der vier Evangelisten: Lukas, Markus, Matthäus, Johannes – in gothischen Buchstaben; b) die größte hat die Inschrift: Christoph Ludwig Neubert goß mich in Ludwigsburg 1774. Pfarrer M. Enslin. Stabsschultheiß Kleinbach. Auf der andern Seite Münzabdrücke; c) die kleinste in der ersten Etage: Gegossen Carl Hofer, Glockengießer in Heilbronn 1836.

Ein spitzer Triumphbogen führt vom Langhaus in diesen Chor, an dessen südlicher Seite die Sacristei – mit einem Eingange von Außen – angebaut ist. Das Innere des Schiffes ist soeben in der Reparatur. Die Orgel ist auf einer eigenen Empore der Südseite angebracht. An den Emporenbrüstungen sind alte, werthlose biblische Malereien. An der Ostseite des Thurmes steht eine für das Reformationsfest von 1817 gesetzte, schöngewachsene Linde. Die Baulast an der Kirche hat das pium Corpus des Orts.

Der früher um die Kirche gelegene, mit einer Mauer umfangene Begräbnißplatz ist längst aufgegeben und in Pfarrgärtchen verwandelt. Dagegen wurde vor ca. 100 Jahren außerhalb des Orts, unweit und westlich von der Kirche ein Friedhof angelegt und mit einer Mauer umgeben. Die Baulast hat ebenfalls das pium Corpus.

Zunächst der Kirche, hinter den zu ihr hinaufführenden Staffeln, etwas seitabwärts von der vorüberziehenden Poststraße, liegt das Pfarrhaus, ein schon altes, etwas niedriges, ziemlich geräumiges Gebäude, dessen Unterhaltung dem pium Corpus des Orts obliegt. Zu ihm gehören die um die Kirche herum (s. oben) angelegten Gärtchen und ein kleines Waschhaus.

Vorn, unmittelbar an der Poststraße, das rückwärts liegende Pfarrhaus halb verdeckend, liegt das ansehnliche, im Jahre 1829 neugebaute Schulhaus mit zwei Lehrzimmern im unteren und den Wohngelassen des Lehrers im oberen Stock. Auch dessen Baulast liegt dem pium Corpus, subsidiär der Gemeinde ob.

Auf einem freien Platz in der Mitte des Dorfes, wo die obengedachte, nach Affaltrach führende Vicinalstraße von der Poststraße abfällt, steht das im Jahr 1845 neugebaute, 97′ lange und 45′ breite, in städtischem Style aufgeführte große Rathhaus, mit Kelter von 4 Bäumen und Ortsgefängniß im unteren steinernen Stocke, und mit großem Rathhaussaale, Arbeits- und Registratur-Zimmern im oberen Stock. Die Baulast und Unterhaltung ist Sache

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_392.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)