Seite:OberamtCalw 020.jpg

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dem westlichen Theile des Bezirks erscheint mehr ein quarzreicher, etwas magerer Sandboden, während gegen Osten der Thongehalt zunimmt und überdieß dem Boden nicht selten eine günstige Mischung von Lehm zukommt. Auf den Anhöhen der rechten Seite des Nagoldthales (im östlichen Theile des Bezirks) und theilweise bei Alt-Bulach und Ober-Haugstett erscheinen die Zersetzungen der Muschelkalkformation, deren unterste Schichte, die Wellenmergel und Wellendolomite, einen ziemlich unfruchtbaren, schweren, etwas naßkalten Thonboden liefert. Dagegen ergeben die Zersetzungen der Anhydritgruppe und des Hauptmuschelkalks einen kalkhaltigen, humusreichen, meist fruchtbaren Boden, der sich für den Feldbau sehr gut eignet und auch größtentheils für denselben benützt wird. Er ist häufig nicht tiefgründig und der Muschelkalk tritt der Oberfläche so nahe, daß derselbe in zahllosen Trümmern die Oberfläche bedeckt und von dem Landmann zusammengetragen und in langen Steinwällen aufgehäuft werden muß. Nur in dem südöstlichen Theil des Bezirks, auf der Markung Deckenpfronn, wird der Hauptmuschelkalk noch von den Dolomiten, Mergeln und Sandsteinen der Lettenkohlengruppe überlagert, die theilweise der Oberfläche sehr nahe kommen und theils einen sehr leichten, düngerbedürftigen, theils einen thonigen Boden liefern. Zuweilen kommt diesen Muschelkalkböden eine leichte Mengung oder Bedeckung von Lehm zu, was zur Fruchtbarkeit derselben wesentlich beiträgt. In den Thälern haben sich meist fruchtbare, den Wiesenbau begünstigende Alluvialbodenarten abgelagert, die nur an einzelnen Stellen Neigung zur Moor- und Torfbildung zeigen und deshalb etwas saures Futter erzeugen. (Über die verschiedenen Bodenverhältnisse s. auch die Ortsbeschreibungen.)


5. Luft und Witterung.

Das Nagoldthal, besonders der untere Theil desselben von der Stadt Calw an abwärts, hat ein mildes Clima, in welchem die feinsten Obstsorten und selbst Weinreben, letztere namentlich in dem sehr günstig gelegenen Hirschau, gut gedeihen. Doch ist im Frühjahr die Vegetation um 8 bis 14 Tage gegen dem Unterland zurück. Heftige Stürme werden durch die Berge abgehalten, Hagelwetter richten im Thale selten einen erheblichen Schaden an; der Schnee des Winters schmilzt oft schnell, so daß Winter vorkommen, in welchen man im Thale kaum einige Tage, ja bisweilen gar nicht Schlitten fahren kann. Die Luft ist in Folge der vielfachen Windungen des Hauptthales und seiner zahlreichen Seitenthälchen, der lebhaften Wasserbewegung der kleinen Bäche und zum Theil auch

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)