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Apfelbäume, fast plötzlich, so daß in wenigen Tagen das Laub größtentheils gelb und dürr wurde.

Im Juni 1856 wurden die Kirschbäume von Laubbrand befallen; das Laub wurde, von unten an den Bäumen nach dem Gipfel fortschreitend, in kurzer Zeit schwarz und dürr, viele Bäume wurden dadurch auf Jahre krank, manche starben ganz ab.

Im Juli 1855 sah man an vielen Heidelbeerstauden eine der Kartoffelpest ähnliche Pilzkrankheit in Gestalt von schwärzlichen Flecken, wodurch das Laub und oft die ganze Pflanze abstarb.

Im Jahr 1854 erschien im westlichsten Theil des Oberamtsbezirks eine Haberkrankheit, wobei die Rispen verkümmerten, und an den unteren Stengelknoten sich Ausläufer (Stolonen) hervortrieben und die Pflanzen zu Grunde giengen. In den Jahren 1855 und 1856 schritt diese Krankheit nach Osten weiter, ohne jedoch das Nagoldthal zu überschreiten; im Jahr 1857 nahm sie wieder schnell ab.

Über den Ozongehalt[1] der Luft macht Dr. Schüz in Calw Beobachtungen, welche zwar noch kein ganzes Jahr umfassen, von welchen jedoch das bisher Beobachtete hier mitgetheilt wird:


  1. Das Ozon (Riechstoff), von Prof. Schönbein in Basel entdeckt und benannt, weil es als Ursache des eigenthümlichen Geruches erkannt wurde, der sich bei Reib-Elektrisirmaschinen, in größerem Maßstab bei einschlagenden Blitzen entwickelt, dann aber auch erzeugt werden kann, wenn Phosphor, halb mit Wasser bedeckt, in verschlossenen Glasballons eine Zeitlang ruhig stehen gelassen wird, wurde anfänglich wegen seines analogen Verhaltens, wie das Chlor und das Brom, gleich diesen für einen besonderen (chemisch) einfachen Stoff, später aber für eine Modifikation des Sauerstoffgases gehalten. Da eine mit Ozon behaftete, atmosphärische Luft auf Jodverbindungen, welche mit Stärkmehl in Berührung sind, in der Art reagirt, daß das Stärkmehl durch das Jod violett gefärbt wird, so wurden Papierstreifen, mit Jodkaliumkleister überzogen, als ein Mittel gewählt, den Ozongehalt der atmosphärischen Luft nach dem Intensitätsgrade der Färbung zu bestimmen, und da das Ozon in gleicher Art, wie das Chlor, auf die Athmungswerkzeuge reizend wirkt, so wird die Beobachtung des Ozongehaltes der atmosphärischen Luft, zusammengehalten mit dem Auftreten von katharrhalischen und andern entzündlichen Krankheitsformen als ein Mittel angesehen, den ursächlichen Zusammenhang besagter Krankheitsformen mit atmosphärischen Veränderungen, welche den Ozongehalt der Luft steigern, zu ermitteln.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 029. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)