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6. Gebirgsarten und Mineralien.

Die geognostischen Verhältnisse des Bezirks sind im Allgemeinen ziemlich einfach, indem nur 2 Glieder der Trias, bunter Sandstein und Muschelkalk, hier ausgebildet zu Tage gehen.

Von den primitiven Gebirgsarten greift der Granit nur an der westlichsten Grenze, im großen Enzthal, vom Enzklösterle bis zur Kälbermühle, in den Bezirk ein; er steht hier theils in dem Flußbett, theils an dem Fuß der Thalgehänge an und schließt bei der Sprollenmühle ein Lager von sogenanntem Weißstein ein, der hier in beträchtlichen Felsen vorkommt und für Straßenmaterial gewonnen wird. In dem Nagoldthale geht nur an einer Stelle zwischen Ernstmühl und der Sägmühle, der Granit zu Tage; derselbe steht in einem unbedeutenden Felsen auf der linken Seite der Nagold an der Straße von Hirschau nach Liebenzell an und reicht von hier bis an das entgegengesetzte Ufer des Flusses, wo er in dem Bett desselben wieder erscheint. Über diesem Granitfelsen entwickeln sich an dem Bergabhange leichte Spuren des Rothliegenden (Todtliegenden), das sich auch stellenweise über dem Granit im Enzthale zeigt.

1) Die bunte Sandsteinformation nimmt beinahe 3/4 des ganzen Bezirks ein und erstreckt sich von der westlichen Bezirksgrenze bis an das Nagoldthal, dieses noch überschreitend und die rechten Thalgehänge und theilweise Anhöhen bildend. Die verschiedenen Schichten der Formation sind von unten gegen oben folgende: über den primitiven Gebilden oder auch über dem Rothliegenden entwickelt sich ein weißer, weißlich grauer, mit Mangan gefleckter Sandstein (Tigersandstein); ihm folgen entweder lose, eisenschüssige Schuttmassen oder die Conglomerate. Über letzteren lagert der grobkörnige Sandstein, der nicht selten von Kieselsandstein ganzartig durchsetzt wird. Der grobkörnige Sandstein wird gegen oben thoniger und geht bald in einen feinkörnigen Thonsandstein über, dessen Schichtung aufwärts immer dünner wird, bis er endlich in den eigentlichen Plattensandstein übergeht, der die bekannten 1–6″ dicken Platten liefert. Die Thonplatten gehen allmälig in thonige Schiefer und endlich in die Schieferletten über, mit denen sich die bunte Sandsteinformation schließt.

Diese hier angegebene normale Schichtenfolge ist übrigens in Folge der Hebung des Schwarzwaldgebirges nicht nur aus ihrer horizontalen Lage gebracht, sondern auch vielfältig zerstört und durch Überstürzungen unkenntlich geworden, namentlich ist der grobkörnige Sandstein gewaltsam geborsten, und liegt als Zeuge dieser Hebungskatastrophe in losen Trümmern weit verbreitet auf den Höhen und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 031. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_031.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)