Seite:OberamtCalw 081.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Flachs, auch etwas Tabak gebaut. Die Cultur des Flachses auf dem Walde, durch die der Bezirk früher berühmt war, wird stets unbedeutender, theils in Folge von Mißernten, theils in Folge des vermehrten Anbaus anderer, lohnenderer Handelsgewächse, namentlich des Repses.

Der Ertrag an Wiesenfutter erlaubt in manchen Orten die Unterhaltung eines beträchtlichen Viehstandes, so in Althengstett und Stammheim, während in andern Orten, namentlich auf dem Walde, der Mangel an natürlichem Futter einer ausgedehnteren Viehzucht und somit der Hebung der Landwirthschaft im Wege steht. Der Ertrag der natürlichen Wiesen deckt hier nicht den ganzen Bedarf, der Ertrag der sogen. Brand- und Mehfelder ist ein kärglicher und künstlicher Futterbau wird viel zu wenig getrieben. Deswegen findet man auf dem ganzen Walde noch den Viehaustrieb, ein schwaches Hilfsmittel für zu geringen Futterbau, während im östlichen Bezirke die Stallfütterung, unterstützt durch ausgedehnten Kleebau, allgemein ist.

Der Obstbau, der im Bezirke theilweise in erheblicher Ausdehnung getrieben wird, bildet in manchen Orten eine namhafte Einkommensquelle. Namentlich in der Nähe der Stadt Calw, in Möttlingen, Stammheim, Neu-Bulach, Oberhaugstett und besonders in Deckenpfronn finden sich größere Baumanlagen, deren Ertrag stets raschen Absatz im Bezirke selbst und manchmal auch nach Außen findet. Auf den höher gelegenen Waldorten ist aus natürlichen Gründen der Obstbau höchst unbedeutend und befriedigt selten den eigenen Bedarf.

Auf den Markungen Neu-Bulach, Ostelsheim und Simmozheim wurde früher auch Weinbau getrieben.

Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie verbesserte Ackergeräthe, einfache Joche oder Stirnbänder statt der qualvollen Doppeljoche, an denen der Waldbauer noch mit großer Zähigkeit hängt, finden an manchen Orten bereitwilligen Eingang. Hie und da werden bessere Geräthe von den Gemeinden angeschafft, wie z. B. Repssäemaschinen, Walzen, Luzernegge (in Althengstett). Für rationelle Düngerbereitung geschieht Manches durch Beispiel und Belehrung. Der Ansammlung der Jauche wird im östlichen Theile mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als auf dem Walde, wo dieselbe häufig noch in den Straßen fortläuft. Der Hauptfehler in dem landwirthschaftlichen Betriebe der Waldorte besteht aber in dem großen Mangel an guten Streumaterialien, da in erster Linie zu wenig Futter und darum in zweiter Linie zu wenig Halmfrüchte erzeugt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 081. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_081.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)