Seite:OberamtCalw 117.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ottenbronn, Stammheim, Sommenhardt (Wirt. Urk.Buch 1, 264. 279). Über andere Ortschaften haben sich gleichzeitige Anführungen erst seit der 2. Hälfte des 13. Jahrh. erhalten.

Die Gaugrafenwürde im Würmgau stund nach allen Umständen dem Geschlechte der Adelberte zu, welche sich seit dem 11. Jahrh. Grafen von Calw nannten (s. bei Calw); dieselbe Würde im Nagoldgau bekleidete das Grafenhaus der Anselme, welche sich seit derselben Zeit Grafen, darauf Pfalzgrafen von Tübingen hießen[1].

Der Machtsprengel der Grafen von Calw umfaßte neben seinen anderweitigen ausgedehnten Besitzungen den größten Theil dieses Bezirkes, die Hauptburgen theils als eigen, theils in oberlehensherrlicher Eigenschaft. Dieser Besitz gruppirte sich nach den Ämtern Calw, Zavelstein, Liebenzell und der Klostervogtei Hirschau, welches Kloster auf das Stammgut dieses Hauses gegründet wurde. Wir lernen viele dieser Orte kennen theils weil sie in unmittelbarem Besitz der Familie genannt werden, theils weil daselbst an das Kl. Hirschau eine Güterstiftung gemacht wurde. So erscheinen außer Calw als Besitzungen der dortigen Grafen: Altburg, Deckenpfronn, Ernstmühl, Hirschau, Kollbach, Liebenzell, Lützenhart, Möttlingen, Ottenbronn, Stammheim. Mit der Hand Uta’s, Tochter des um 1131 söhnelos gestorbenen reichen Calwer Grafen und rheinischen Pfalzgrafen Gottfried, gelangte vieles Calwer Gut an deren Gemahl Herzog Welf VI., ohne sich jedoch, da auch er ohne Hinterlassung eines Sohnes starb, auf dessen Haus zu vererben; genannte Uta verfügte zu Gunsten des Klosters Hirschau über Liebenzell, Ernstmühl, Kollbach und anderes (Cod. Hirs. 64a). Die Orte Ebersbühl und Ober-Reichenbach treten für unsere Kenntniß, im Besitz der Vaihinger Grafen, eines Calwer Nebenzweigs, im J. 1303 erstmals auf, als sie von ihnen an das Kloster Hirschau übergingen. Diese Vaihinger Grafen hatten auch über Ostelsheim die Herrlichkeit bis zum J. 1282. Die Oberherren, beziehungsweise Mitbesitzer, von Calw, Gechingen und Stammheim in der Person der Pfalzgrafen von Tübingen,


  1. Beschreibung des O.A. Herrenberg 87. Schmid, Pfalzgrafen von Tübingen 23. 27. Ohne alte Beweisstelle wird ein Graf Anselm den Ahnen der Calwer Grafen beigesellt; wenigstens wird der im J. 1348 längst gestorbene comes de Calw, welcher nach der Urk. vom Sept. d. J. für einen auf dem Wurmlinger Berge zu feiernden Jahrstag eine reiche Mahlzeit gestiftet hatte (Pupikofer Regesten des Stifts Kreuzlingen S. 22), erst noch weit später Graf Anselm von Calw genannt (Crusius Annal. Suev. 3, 115).
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)