Seite:OberamtCalw 132.jpg

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nördlichen Langhausseite steht über dem Eingang 1654. Unfern vom Altar ist in die Wand eingemauert der Grabstein der Gräfin Salome zu Öttingen, geb. Gräfin zu Hohenzollern, † 4. Aug. 1548 (vergl. Crus. Anal. Suev. 3, 671). Der hohe, nicht sehr alte Thurm ist viereckig und in seinen untern Theilen massiv erbaut; er trägt einen hölzernen, 1733 mit Blech beschlagenen Aufsatz, der in ein Achteck übergeht und mit einem Bohlendach, aus dem eine sogen. Laterne emporwächst, gedeckt ist. Auf dem Thurme hängen 5 Glocken, die zusammen ein harmonisches Geläute geben; die drei größten vom Jahr 1700 wurden, wie die Umschrift der allergrößten besagt, von Johannes und Claudius Rosier, Vater und Sohn, gegossen; auf der vierten steht: Gottlieb Jacob Rechlin gos mich in Stuttgart anno 1735.

Das Innere der Kirche ist einfach; den Chor, der durch eine im Zopfstyl gehaltene Orgel verbaut und verdunkelt wurde, deckt ein Kreuzgewölbe; in demselben hängt ein lebensgroßes, sehr gut geschnittenes Bild des Gekreuzigten. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, welche sie auch im Bau zu unterhalten hat.

Der Begräbnißplatz lag früher um die Kirche, wurde aber später außerhalb der Stadt an die untere Brücke und von da an seine gegenwärtige Stelle, nördlich der Stadt an die Landstraße nach Hirschau verlegt; er ist in den Jahren 1835 und 1840 namhaft vergrößert worden und nimmt nun einen Flächenraum von 21/2 Morgen 43 Ruthen ein.

2. Die Schulgebäude, deren 4 vorhanden sind, und zwar:

a) Das große, in der Schulgasse stehende Schulhaus enthält im untern Stockwerk 3 Lehrzimmer für Knaben, im obern 2 Lehrzimmer für die lateinische Schule (die Classe des Präceptors und die des Collaborators) nebst der Wohnung des Präceptors; der Collaborator wohnt in einem Privatgebäude gegen Hausmietheentschädigung.

b) Gegenüber von letzterem Gebäude steht an die Kirche angebaut die Mädchenschule; sie enthält im untern und im mittleren Stockwerk je ein großes Lehrzimmer und im Zwerchbau die Wohnung des Knabenschulmeisters.

c) Die ehemalige Stadtschreiberei, ein altes, übrigens gut erhaltenes Gebäude, über dessen Eingang das Calw’sche Wappen angebracht ist, wurde in neuerer Zeit zur Schule eingerichtet. Im unteren Stockwerk befindet sich ein städtisches Gefängniß und die Wachtstube, im mittleren die Kleinkinderschule und im oberen zwei Lehrzimmer für die Mädchenschule.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)