Seite:OberamtCalw 136.jpg

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Gurten streben nicht von den Wänden, sondern von frei stehenden Säulen nach der Decke. Die Gurten selbst sind mit der flachen Decke wie mit den Wänden der Kapelle mittelst vielfältig durchbrochener Füllungen verbunden.

Trinkwasser erhält die Stadt aus 21 öffentlichen, laufenden Brunnen; überdieß bestehen noch mehrere Privatbrunnen. Von den Brunnen sind die beiden Marktbrunnen, einer oben auf dem Marktplatze, der andere vor dem Rathhause, die bedeutendsten; sie sind beide vierröhrig, und der eine trägt auf der Brunnensäule die Jahrszahl 1686 und einen Löwen, der das Württemberg’sche und Calw’sche Wappen hält. Der andere wurde im Jahr 1842 renovirt und trägt einen Löwen, der das Württ. Wappen hält. In trockenen Jahrgängen fließen die Brunnen etwas spärlicher, jedoch nicht in dem Grade, daß Wassermangel entstünde.

Im Ort besteht auch eine (schon im allgemeinen Theil erwähnte) Mineralquelle, die übrigens gepumpt werden muß; sie wird für eine Fichten-Badanstalt (sogen. Naschold’sche Bad), welche mehrere Zimmer und eine Doucheeinrichtung enthält, und in der auch Nadelbäder bereitet werden, benützt. Die Badanstalt ist gegenwärtig Eigenthum des Joseph Friedrich Schnaufer und wird hauptsächlich nur von den Einwohnern der Stadt besucht.

Unter den Krankheiten, gegen welche die Naschold’sche Mineralquelle sich heilsam erwiesen hat, stehen die Rhachitis und Scrophulosis oben an. Gute Dienste hat das Bad ferner geleistet gegen scrophulose Hautausschläge, Caries, Gicht, Rheumatismen, Schwäche nach schweren Krankheiten etc.

Die Nagold, welche sich an der äußeren Vorstadt in 2 Arme theilt, bald aber wieder vereinigt und somit eine Insel umfließt, nimmt im Bereich der Stadt den Schießgraben, den Ziegelbach und den Wurstbrunnenbach auf. Von diesen durch den Ort führenden Bächen fließt der Wurstbrunnenbach beständig, während die anderen nur bei Regengüssen und Schneeabgängen Wasser führen, übrigens nicht selten sehr anlaufen und gefährlich werden. Auch die Nagold tritt öfters schnell aus und richtet an Gebäuden und Gütern großen Schaden an.

Das Fischrecht in der Nagold gehört der Gemeinde, welche es dermalen um 6 fl. 48 kr. jährlich verpachtet hat.

Die Stadtgemeinde Calw zählte am 3. Dezember 1850 4218 Ortsangehörige und zwar 2008 männl. und 2210 weibl., am 3. Dez. 1853 aber 4280 und zwar 2016 männl. und 2264 weibl. Bei der früheren Zählung des Jahres 1846 (3. Dezember) befanden

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)