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1732, bildete sich, mit glänzenden Naturgaben ausgestattet, in den Naturwissenschaften und in der Medicin zu Tübingen und Göttingen, namentlich auch auf seinen Reisen durch Deutschland, Italien, Frankreich, England und Holland, wurde 1768 als Professor der Botanik an der Akademie zu St. Petersburg angestellt, besuchte von hier aus die Ukraine, privatisirte seit 1770 in Calw und starb hier den 14. Juni 1791. Er machte sich durch seine Schrift: de fructibus et seminibus plantarum, Stuttg. 1788 ff., welche das gegenwärtige System der Botanik mitbegründete, unsterblich. (Vergl. Über das Leben und die Werke Gärtners und Hedwigs von Deleuze. Stuttgart, 1805. 8.) Auch sein Sohn Karl Friedrich, geboren zu Calw den 1. Mai 1772, gestorben allda den 1. September 1850, erwarb sich durch die Fortsetzung des Werkes seines Vaters und durch seine Schriften über die Befruchtung der Pflanzen Verdienste um die Pflanzenkunde.

David Friedr. Cleß, Sohn des Diakonus, geb. den 13. Febr. 1768, gestorben den 10. Aug. 1810 als Dekan in Reutlingen; Verfasser des Versuchs einer kirchlich-politischen Landes- und Cultur-Geschichte von Württemberg bis zur Reformation.

Diesen reiht sich an: der noch lebende, besonders als historischer Schriftsteller thätige Christoph Friedrich v. Stälin, geboren den 4. Aug. 1805, Doktor der Rechte und Philosophie, Oberbibliothekar an der k. öffentl. Bibliothek und Aufseher der k. Münz-, Kunst- und Alterthumssammlung in Stuttgart, Wappen-Censor, Mitglied des k. statistisch-topographischen Bureau.

Ob Alexander Hug, welcher um 1482 hier Stadtschreiber war und „Rhetorica und Formulare, beinach alle Schreiberei betreffend“, ein öfters gedrucktes Werk, verfaßte (Stälin Würt. Gesch. 3, 777), von Calw selbst gebürtig war, steht dahin.

Im Kunstfach zeichnete sich aus: Conrad Widmann, bekannt durch seine im J. 1488 ursprünglich für das Kloster Alpirsbach geschnittenen Chorstühle, welche die Kirche in Freudenstadt zieren.

Als wissenschaftliche Sammlung verdient Erwähnung die des Pfarrers Dr. von Barth, reich an Seltenheiten der Natur und Kunst (Götzenbildern etc.) aus fremden Welttheilen.

Eine Haupterwerbsquelle der Einwohner bilden die Gewerbe, welche hier auf einer seltenen Weise blühen; es bestehen neben vielen Kleingewerben und Handwerkern mehrere namhafte Fabriken (s. u.) und überall herrscht Gewerbsthätigkeit, welche die Stadt in die Reihe der gewerbsamsten Orte des Königreichs stellen, wie sie denn in Altwürttemberg lange Zeit die bedeutendste Fabrik- und Handelsstadt

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)