Seite:OberamtCalw 156.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Auch eine klösterliche Einrichtung bestund hier, die der Beguinen in der jetzt noch so genannten Nonnengasse.

Von benachbarten Klöstern hatten das zu Hirschau und das zu Herrenalb allhier Besitzungen.

Die Reformation wurde zu Calw frühzeitig eingeführt; schon 1534 kam Hier. Kranz, früher Pfarrer zu Kreuzlingen im Thurgau (Heyd Ulrich 3, 92), als evangelischer Prediger dahin, auf welchen 1537 Marcus Heiland folgte. Dieser hatte viele Quälereien und Verfolgungen auszustehen, namentlich vom Vogt, welcher mit einem großen Theil des Raths dem alten Glauben noch fest anhieng. Er war aber dennoch sehr eifrig in seinem Amte und bestrebte sich namentlich, den Zustand der deutschen und lateinischen Schule zu verbessern. Weil aber bei der Einführung des Interims seine Freunde Schlimmes für ihn vom Vogt befürchteten, bewogen sie ihn, mit dem Kaufmann Friedrich Heiden nach Straßburg zu fliehen, worüber der Vogt in heftigen Zorn gerieth. Aber schon 1550, nach vorher von Herzog Ulrich erhaltener Erlaubniß, durften ihm seine Freunde wieder schreiben, er möchte nach Calw zurückkehren; er versprach es, erkrankte aber und starb noch im nämlichen Jahre zu Straßburg. Mit der Entfernung des katholisch gesinnten Vogts verschwanden allmählig (Besold Virg. 252) die Schwierigkeiten, mit welchen die neue Lehre bisher in Calw zu kämpfen gehabt hatte und im J. 1551 war schon wieder ein lutherischer Geistlicher hier.

Die obenerwähnte, nach der frühesten Geographie im „deutschen Franken“ gelegene Burg gab, als im 11. Jahrhundert die Sitte aufkam, sich nach den Schlössern zu benennen, den Beinamen einem mächtigen Geschlechte, welches in mehreren fränkischen Gauen, namentlich dem Murrgau oder der Grafschaft Ingersheim lange Zeit die Grafenwürde bekleidete (Stälin Wirt. Gesch. 1, 567. 2, 368. – Der Name comitatus in Ingerihesheim nuncupatus 978. Wirt. Urk.-Buch 1, 223, comitatus Ingirisheim 1075 Oct. 9. Hirschauer Urkunde, eb. 1, 276, ist von der Gerichtsstätte hergenommen). Der älteste bekannte Ahnherr ist im Anfang des 9. Jahrhunderts ein Graf Erlafried († 850 nach dem freilich nicht hinreichende Gewähr bietenden Trithem. Annal. Hirsaug. 1, 21), dessen Sohn Noting Bischof von Vercelli wurde; die frühste erhaltene Nachricht über sein Dasein steht in der Urkunde Kaiser Heinrich’s IV. vom 9. Okt. 1075 für das Kloster Hirschau. Der im J. 870 vorkommende Graf Adelbert, welcher im Nagoldgau Güter eintauschte (Cod. Laur. nr. 3535 vergl. nr. 2575), dürfte um so eher dieser Familie angehören, je eingebürgerter der Name Adelbert in derselben ist. In der Urkunde

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)