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Söhne des Erwerbers die Grafen Ulrich, Heinrich und Konrad am 19. März 1308 „durch Liebe und Freundschaft“ dem Grafen Eberhard dem Erlauchten von Württemberg. Die Tübinger Hälfte gelangte noch auf Rudolph’s[1] Urenkel, den um 1346 gestorbenen Grafen Wilhelm, welcher solche den 30. Dez. 1345 an die Grafen Eberhard den Greiner und Ulrich von Württemberg für 7000 Pfund Heller veräußerte (Stälin Wirt. Gesch. 3, 116. 291).

Von Calw nannte sich ein vom 12. bis zu Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes gräfliches Dienstmannengeschlecht, in welchem Reinhard der beliebteste Taufname war (Cod. Hirsaug. 45b, Schmid Pfalzgr. v. Tüb. 337. 407. 496. Urk. 95. 97).

Calw nebst seinem Amte blieb von 1345 fortan bei der Herrschaft Württemberg, die von derselben noch im Mittelalter darauf bestellten Pfandschaften wurden bald wieder eingelöst. Eine Huldigungsmedaille an das Herrscherhaus, in der Person des Herzogs Karl Alexander, ließ die Stadt im Jahr 1733 prägen mit der Umschrift: Fidelis et obsequiosa Calva (Binder Württ. Münz- und Med.-Kunde 430).

Aus hiesiger Sittengeschichte geben wir folgende Einzelnheiten: Am Sonntag nach dem Fronleichnamsfest 1502 führte der Stadtschreiber Oswald Kürsemann ein Trauerspiel vom Leiden Christi auf in Gegenwart mehrerer tausend Personen, unter denen sich die Herzogin Elisabeth von Württemberg, welche dazu viele kostbare Kleider herlieh, zwei Markgräfinnen von Brandenburg, der Kardinal Raimund von Gurk, welcher allen andächtigen Zuschauern Ablaß auf 20 Jahre ertheilte, und der Abt Blasius von Hirschau befanden. Auf dem Rathhaus wurden darauf die Ehrengäste mit einer kostbaren Mahlzeit bewirthet (Sattler Top. Gesch. 206).

Im Jahr 1683 wurden zwei der Hexerei beschuldigte Personen Anna Hafner Wittwe und der Sohn ihrer Stieftochter, Bartholomäus Sib, hingerichtet (Hauber Biblioth. magica St. 32b). Die Regierung hatte den Kirchenrathsdirector Bardili und den Professor Häberlin von Tübingen dahin geschickt, um die Sache zu untersuchen. Letzterer gab 1685 heraus eine „historische Relation von


  1. Dessen Sohn Graf Gottfried trug „seinen Theil der Burg und Stadt Calw“ den 13. Mai 1302 dem König Albrecht zu Lehen auf, welcher Umstand indeß, da K. Albrecht 1308 starb, keine dauernde Lehensabhängigkeit begründete. Auch verpfändete dieser Gottfried die gräflichen Einkünfte von der Stadt an das Kloster Bebenhausen (beziehungsweise die Reichsstadt Eßlingen). Schmid Pfalzgr. v. Tüb. 406. Urk. 115. 117. 120.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)