Seite:OberamtCalw 161.jpg

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denen in der Stadt Calw der Zauberei halber beschreiten Kindern und andern Personen, sammt einer christlichen Predigt, wie solchen und dergleichen satanischen Läufen zu begegnen. Stuttgart 1685.“ 40 S. 4°. (Auch in’s Dänische übersetzt: Kopenhagen 1687. 12°.)

Eine kirchengeschichtliche Notiz ist, daß im Anfang des vorigen Jahrhunderts das Bedürfniß eines lebendigeren innern Christenthums einige Mitglieder der achtbarsten Familien auf separatistische Gesinnungen brachte; so den Vorsteher der Handelscompagnie Mose Dörtenbach, bei dem man sich unter Leitung seines Hauslehrers M. Gmehlin (welcher auch in einer Schrift die Landeskirche anfocht) zur Privaterbauung näher vereinigte. Dieser Dörtenbach hatte ohne Zweifel auf seinen vielen Reisen in’s Ausland, nach Frankfurt besonders und nach Sachsen, die neuere praktischere Predigtweise kennen lernen. Im Jahr 1712 wurde eine besondere Commission nach Calw geschickt, welche auf eine behutsame sanfte Weise die kirchliche Zwietracht hob (Grüneisen in Zeitschrift für die historische Theologie Jahrg. 1841a, 77. 81).

Hauptsächlich kommt übrigens bei Calw in Betracht die Geschichte seines Handels und seiner Gewerbe. Das unzureichende und wenig fruchtbare Bauland um die Stadt Calw veranlaßte nämlich deren Bewohner, ihren Unterhalt durch Handarbeiten und Gewerbe zu suchen, und so wurde Calw schon sehr frühe eine der gewerbreichsten württembergischen Städte, trotz den lange her sehr verkümmerten Verkehrswegen, unter welch letzteren die im Jahr 1857 eröffnete Wilhelmsstraße nach Pforzheim mit besonderem Dank begrüßt worden ist. Eine hiesige Walkmühle wird schon 1327 erwähnt (Besold Doc. 559); bereits 1281 kommen auch Juden vor als hier angesessen (Mone Zeitschrift 3, 417). Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt einen stark besuchten Jahrmarkt, welcher auf dem Brühl bei der (längst abgegangenen) Marienkapelle gehalten (Reyscher Statutarrechte 607), 1454 aber in die Stadt selbst verlegt wurde, als diese „zu Nutz und Frommen dem gemeinen Mann, der die Märkte zu besuchen pflegt, und daß die Jahr- und Wochenmärkte nicht ab-, sondern zunähmen“, ein neues Rath- und Kaufhaus baute, worauf ihr Graf Ludwig von Württemberg den 5. August 1454 einen Freiheitsbrief verlieh, worin auch die Marktstandgelder und Zölle festgesetzt sind (Reyscher a. a. O. 592). Namentlich in Tuch und Zwillich, als hiesigen Fabrikaten, mag schon damals der Umsatz lebhaft gewesen sein. Nach der Zollordnung im Lagerbuch von 1523 (Reyscher 601) war die Stadt der gewöhnliche Markt für eine Anzahl Ortschaften in- und außerhalb des Amtes, und diese Ortschaften

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)