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sie am Ende nur noch die Bozner, Zurzacher und Frankfurter, diese drei aber regelmäßig. Im Jahr 1793 war sie auch in Ansehung des Preises der Wolle und der daraus zu verfertigenden Waaren mit ihren Zeugmachern in einem solchen Streit, daß man zweifelte, ob beide Parteien sich würden vereinigen und die Compagnie noch fortbestehen können. Einige Jahre später bat sie wirklich auch selbst die Regierung, die „zu gegenseitigem Vortheil der Compagnie und der Zeugmacher bisher bestandene Moderationsverfassung aufzulösen, die Zeugmacher von der Verbindlichkeit, ihre verfertigten Waaren ihr zum Kauf anzubieten, sie selbst aber von der Verpflichtung, dieselben anzunehmen, freizusprechen, weil der Gang des bisherigen unglücksvollen Kriegs sie außer Stand setze, ihren vormaligen Handel im alten Schwung zu erhalten.“ Die Regierung sah die „Auflösung dieses alten und wichtigen Instituts“ zwar ungern, bewilligte aber die Bitte, hob durch das Rescript vom 5. Mai 1797 die Moderation mit den darauf bezüglichen Privilegien auf und gab die Verfertigung aller Arten von Zeugen völlig frei[1]. 1

Indeß schon im J. 1798[2] bildeten sich aus einer Anzahl von Theilhabern der aufgehobenen großen Gesellschaft zwei kleinere Gesellschaften (Schill und Compagnie und Wagner und Compagnie), welche den Versuch machten, die Wollzeugfabrikation – von Privilegien (die durch gegenüberstehende Verpflichtungen viele Belästigung in sich schloßen) entkleidet – fortzusetzen. Es gelang dies bis zu den Zeiten, wo in Italien Douanen auf französischem Fuße und Einfuhrverbotte angeordnet und der Hauptmeßplatz, Bozen, Oberitalien und der Kirchenstaat Theile des französischen Reiches wurden. Im J. 1815, als Italien der französischen Herrschaft entging, und neuere Zollsysteme noch nicht Platz gegriffen hatten,


  1. „Nachrichten von der Calwer Zeughandlungscompagnie“ schrieb im J. 1787 nieder der damalige Calwer Oberamtmann Eberh. Fried. Georgii (nachmals Obertribunalspräsident † 1830), welche in mehreren Abschriften vorhanden sind, z. B. auf der k. öffentlichen Bibliothek als Cod. hist. fol. Nr. 282. Kürzere Berichte stehen bei Nicolai Reisen 10 Beil. S. 52–59 und bei Roller wirt. Polizeyrecht 2, 261–267. Tübingen 1801 und über diese und andere Calwer Compagnieen in (F. Justinian Günderrode) Beschreibung einer Reise durch den Theil des Schwarzwaldes, welcher ... Calb enthält. Frankfurt a. M. 1781 S. 38 ff. und Meiners Kleinere Länder- und Reisebeschreibungen Bd. 2. 1794 S. 292 ff. 367 ff.
  2. Die folgenden Nachrichten über Gewerbe und Handel auszüglich nach den sehr dankenswerthen Mittheilungen des Kaufmanns und vieljährigen Calwer Abgeordneten Georg Dörtenbach in Calw.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)