Seite:OberamtCalw 175.jpg

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der obern Murg zum Befahren mit Flößen nicht mehr Bedürfniß war, und deren Bett, da auf dessen Regulirung keine weitern Kosten mehr verwendet wurden, sich bald wieder unflößbar machte. Die Glashütte in Schönmünzach war im Besitz der Calwer Handlungsgesellschaft und wurde von ihr 1803 verkauft; diese Gesellschaft hatte sie erworben, um durch den Holzbedarf derselben in dem zur Ausfuhr geeigneten Holze nicht beeinträchtigt zu werden, und stellte den Betrieb der Hütte zeitweise ein. Es wurde auch Brennholz in den Holzgarten nach Rastatt verflößt.

Je nach den mit der Herrschaft vertragenen Accordsperioden erneute oder änderte sich Einrichtung und Betheiligung an dem Geschäfte. Im J. 1788 bildete sich die Gesellschaft, deren Träger und Vertreter Joh. Mart. Vischer, J. J. Dörtenbach, J. M. Notter u. a. waren, unter der Firma Joh. Mart. Vischer und Comp., im J. 1809 unter der: Stälin und Comp., welche letztere auch das jetzige Holzgeschäft noch führt.

Der Scheiterholztransport wurde 1839 von der Finanzverwaltung in eigene Regie genommen, und der Langholzhandel, seit längerer Zeit zum freien Gewerbe geworden, gewann allmählig eine erweiterte Gestaltung auch auf dem Neckar und Main. Statt sich auf den Verkauf in Mannheim zu beschränken, unternahm i. J. 1847 die Gesellschaft die Verflößung nach Köln und Holland und errichtete zu diesem Ende in Mannheim mit gleicher Firma „Stälin und Comp.“ ein Zweiggeschäft, welches ein Theilhaber, Mohr, leitet. Der Besitz eines eigenen Hauses in Mannheim mit nöthigen Lagerplätzen für Holz und die Erwerbung eines eigenen Rheindampfboots unterstützen den Absatz und den Floßbetrieb.

Ein früher beim Calwer Holzgeschäft Betheiligter, Grab, übersiedelte in den 1790er Jahren nach Pforzheim, wo er sich an dortige Handelsgeschäfte anschloß.

Ein hiesiger Bürgersohn, Bodemer, welcher auch den Wohlstand eines andern bei sich aufgenommenen Calwers, Stroh, gründen half, zeichnete sich durch industrielle Unternehmungen in Sachsen und Preußen zu Ende des vorigen und in den ersten Jahrzehnten des jetzigen Jahrhunderts aus. In dem Besitz der vormaligen kurfürstlich sächsischen Cattunmanufactur in Großenhayn gekommen, brachte er dieselbe in blühenden Gang und errichtete später in Zschoppau und Eulenburg weitere ähnliche Etablissements und Baumwollspinnereien, und so sind die Namen Bodemer und Degenkolb-Bodemer derzeit hervorragende Namen in der Industrie jener Gegenden.

Aus den Geschicken der Stadt ist besonders die zweimalige

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)